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Das Christkind wird mit Handböllern begrüßt

"Jetz' los, liaba Nachba, mit Fleiß, - heit hör'n ma ja wiedrum was Neu's."

So beginnt ein altes Anklöckellied aus dem steirischen Salzkammergut, das in das Liedgut der legendären Ramsauer Sänger aus dem Berchtesgadener Land Eingang gefunden hat. Weit über die Grenzen ihrer Heimatgemeinde hinaus gelten sie als ein Inbegriff der Volkskultur, der mit dem Klöckelsingen Ende der 1950er-Jahre seinen Anfang nahm.

Neben Sepp Graßl und Erhard Maltan ist es vor allem der künstlerisch begabte Fritz Resch, dem wir nun nicht nur ein Liederbüchl der Ramsauer Sänger verdanken, sondern auch einen Leitfaden durch das Ramsauer Kirchenjahr. Dabei nimmt natürlich der Weihnachtsfestkreis, der mit dem ersten Sonntag im Advent seinen Anfang nimmt und mit dem Fest "Taufe des Herrn" am Lichtmesstag endet, einen bedeutenden Platz ein.

Mit Handböller und Prangerstutzen, wie es seit Jahrhunderten Obrigkeiten geziemt, wird auch das Christkind begrüßt und "angeschossen". Ein uralter Brauch, der ob seiner heidnischen Wurzeln vielfach mit Verboten belegt war.

Diese bezeugen auch die Geschichte dieses Lärmbrauchs, der sich vom Vegetationskult zur christlichen Verkündigung gewandelt hat. Ursprünglich wollte man mit Lärm und Gepolter, mit Ketten und Schellen die vegetationsfeindlichen Dämonen und Geister vertreiben, schlüpfte in Tiermasken, um in Perchtenläufen die Finsternis zu besiegen. Nach Einführung der Feuerwaffen (Erfindung des Steinschlosses in Nürnberg im Jahre 1517) wurden auch diese in bäuerlichen Weilern als Lärmquelle eingesetzt und vor allem im Berchtesgadener Land lautstarke Künder christlicher Bräuche.

Die erste urkundliche Erwähnung des Weihnachtsschützenbrauchs geht auf das Jahr 1708 zurück. 1887 gründeten die Oberherzogberger Weihnachtsschützen eine Weihnachtsschützengesellschaft und damit den ersten Weihnachtsschützenverein des Berchtesgadener Landes. 1925 schlossen sich dann zwölf Weihnachtsschützenvereine der Region zu den Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes zusammen. Die große Zeit der weihnachtlichen Handböller beginnt mit dem Christkindl-Läuten am 17. Dezember. In Anlehnung an den Brauch der Augustiner-Chorherren der Stiftspropstei Berchtesgaden läuten bis zum Heiligen Abend täglich um 15 Uhr die Kirchenglocken. Diese werden durch Salven, Einzel- oder Schnellfeuer in ehrender Weise unterstützt und damit die baldige Ankunft des Christkinds angekündigt.

SN-Info: Im "Hoagascht" bei Servus TV (Freitag, 19.45 Uhr) ist Christina Brunauer im Berchtesgadener Land unterwegs. Dabei besucht sie Perchtei, Kramperl und Buttnmandl, plaudert mit Fritz Resch über kirchliche Bräuche im Weihnachtsfestkreis, interessiert sich für die Herstellung der Handböller und erlebt den lautstarken Gruß der Weihnachtsschützen.