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Macht hoch die Tür, die Tor macht weit

Bei aller Hektik: Geblieben ist in diesen Wochen vor Weihnachten die Sehnsucht nach Geborgenheit und nach Gemeinschaft.

Mit dem 1. Dezember hat nun der "Christmond" begonnen, eine sonderbare Zeit - berührend und hektisch zugleich.

Als Bußzeit vor dem Hochfest mahnt der Advent zur Besinnung, als gewinnträchtigste Jahreszeit rührt der Dezember eifrig die Werbetrommel. So pendeln wir zwischen gläubiger Erinnerung und Vorfreude, zwischen der Auswahl von Geschenken und dem Kauf unnötiger Dinge.

Die ersten Christen, die mit den Römern nach Salzburg kamen, Maximus und Severin, kannten außer Ostern keine Jahresfeste. Erst im 4. Jahrhundert begann man das Heilsgeschehen geschichtlich zu entfalten und bis zur Jahrtausendwende setzte sich das römische Beispiel der vier Adventsonntage durch.

Der Advent wurde der Fastenzeit nachgebildet. Als ältestes Zeugnis dient uns die Fastenordnung des Bischofs von Tours, der um 450 in der Zeit von Martini bis Weihnachten wöchentlich drei Fasttage forderte. Manche armselige Bescheidenheit war wohl in der Not begründet, für Geist und Seele aber ungleich heilsamer als der heutige Überfluss.

Ort und Zeit sind die wichtigsten Maßstäbe, Besinnung und Hilfe die Zeichen für den Advent. So wie rund um den Salzburger Dom "glüht" auch in vielen Märkten und Einkaufszentren der Wein, zottelige Gesellen treiben ihr Unwesen und vielfach ist der tiefe Sinn dieser Zeit verloren gegangen.

Geblieben ist aber die Sehnsucht nach der Geborgenheit, nach einer Gemeinschaft, die trotz materiellem Überfluss den Kern der "Herbergsuche" spürbar macht.

Symbolhaft für unsere Zeit, wenn Menschen, von Not und Elend getroffen, die hilfreiche Hand des reichen Nachbarn dringend brauchen. Erfreulicherweise finden sich immer wieder berührte und berührende Menschen, die uneigennützig Nachbarschaftshilfe gewähren, die Not abwenden, besondere Leistungen erbringen und als stille Helfer Schicksale leichter ertragen lassen. Wie mahnte uns einst Karl Heinrich Waggerl: "Es ist kein Trost und keine Hilfe bei der Weisheit der Weisen und der Macht der Mächtigen. Denn der Herr kam nicht zur Welt, damit die Menschen klüger, sondern damit sie gütiger würden!"

■ Im wöchentlichen "Hoagascht" bei Servus TV (Freitag, 19.45 Uhr, Samstag, 15.05 Uhr) besucht Bertl Göttl die Wiltener Sängerknaben, einen der traditionsreichsten Knabenchöre Europas.