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Der sagenhafte Pfeifenberger

Schräg. Das war er, der Bischof vom Lungau. So einen Geistlichen gab es im Land kein zweites Mal. Schräg ist auch sein Untersbergtheater. Es ist nach langer Pause wieder zu sehen.

"Du Improvisator in den obersten Klavier- und Harmonium-Oktaven sowie Komponist freudiger geistlicher Lieder - du Nachfahr des berüchtigten Wilderers Brettstoana Ruap aus dem Zederhaustal, der du auch zwei Wilderer-Strophen zum Stille-Nacht-Heilige-Nacht-Lied des Joseph Mohr hersagen konntest, mit den darin erwähnten Namen dreier heimischer Gamsgebiete - du Verfasser eines hypertrophen ,Untersbergspiels‘, auf dessen Sagen du spätestens in deiner Kooperatorenzeit in Unken gestoßen bist - du Zerfaserer der Historien bis in die Gegenwart des Kalten Krieges hinein, der sein Untersberg-Stück durchaus auch am Broadway aufgeführt wissen wollte."

So schrieb Bodo Hell in seiner Lebenslitanei für Valentin Pfeifenberger, dessen Lebenswerk in seinem hundertsten Geburts- und zehnten Todesjahr in vielfältiger Weise gewürdigt wird. Dieses versteckte Lungauer Gebirgsdorf Thomatal kennt eine Reihe außergewöhnlicher Bräuche, die Pfarrer Pfeifenberger in unsere Zeit herübergerettet hat. Schon der Brauch des Sternsingens zu Jahresbeginn wurde völlig anders zelebriert als sonst irgendwo. Niemand konnte sich der Ausstrahlung des langbärtigen Pfarrers entziehen, wenn er am Beginn der Karwoche den Einzug Jesu in Jerusalem nachgelebt hat. Nach dem Eselritt durch das Dorf drängten die Gläubigen und wohl auch viele neugierige Schauer in die Kirche, wo der Pfarrer das vielerorts vergessene "Goldene Vaterunser" betete. Legendär ist sein Georgiritt und Sauhaxnopfer, sein Erscheinungsbild in der Tracht der "Wildschönauer Sturmlöda", unvergessen sein Besentanz.

So betroffen er Zuhörer und Gläubige auch machte, so humorvoll und schelmisch trat er als Unterhalter in Erscheinung. Sein ungewöhnlichstes Theater-Kurzstück ist das "Untersbergspiel", das nun nach achtjähriger Pause wieder aufgeführt wird. Pfeifenberger war selbst viele Jahre Autor, Regisseur und Kostümbildner in einer Person und beschäftigte sich seit den 1940er-Jahren intensiv mit der Untersbergsage.

Anhand dieser Sage schrieb er 1948 sein "Untersbergspiel". Erzählungen rund um Kaiser Karl im Untersberg reicherte er dabei mit alten Liedern, Bräuchen oder Bibelzitaten an. In der Wiederauferstehung des Untersbergtheaters verkörpern Thomataler Kinder die Figuren wie den Kaiser Karl, Zwerge, Wachen, Fürsten, Prinzessinnen, Tod oder Teufel.

Samstag, 9. August, 14 Uhr, Dorfplatz in Thomatal; Untersbergspiel von Valentin Pfeifenberger.