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Ein Pferd aus Troja namens Palmesel

Im 18. Jahrhundert verbot der Erzbischof die Palmprozessionen. Aber listige Gläubige bewahrten die szenische Bibeldarstellung.

So wie in der Musik, so findet der gläubige Mensch auch in bildhaften Symbolen Zugang zum religiösen Leben, das vor allem in der Barockzeit von szenischen Aufführungen geprägt war. Von farbenprächtigen Prozessionen, Passionsspielen und biblischen Darstellungen. Trotz erzbischöflicher Verbote im 18. Jahrhundert sind in manchen Gegenden heute noch Palmprozessionen mit szenischen Elementen verbunden. Etwa einem Ritt auf dem Palmesel oder dem Mitführen einer lebensgroßen Palmeselgruppe. So auch in Puch im Tennengau, wo am Palmsonntag vier Burschen eine Eselfigur aus dem 17. Jahrhundert mit einer 77 cm hohen Christusgestalt in die Kirche tragen. 1785 wurde der Palmesel auf einem Heuboden versteckt und hat so die befohlene Vernichtung überstanden.

Palmzweige galten in der Antike als Zeichen des Lebens, der Hoffnung und des Sieges und sind darum Attribute der Märtyrer. In südlichen Ländern weihte man statt der Palm- Ölzweige, in nördlichen Gebieten meist Weidenkätzchen. Dazu gehören bei uns immergrüne Zweige wie von Buchs, Eibe, Wacholder, Zeder, Schredler oder Stechpalme und Haselstock. Natürlich ist damit Aberglauben verbunden. Unter den Dachfirst gesteckt, soll der Palmzweig böse Gewalten vom Haus fernhalten, ein Zweiglein in die Herdglut geworfen soll Übel und Gefahr vertreiben und geschluckte Palmkätzchen gar von Halsschmerzen befreien. Auf dem Philippsberg in Schwanenstadt ist in der Karwoche ein besonderes Juwel barocker Frömmigkeit zu bewundern. Das "Werkl", wie die Einheimischen sagen, wird von den Mesnerleuten Rosa und Johann Neuhuber jährlich in mühevoller Arbeit aufgebaut. Die einzige bewegliche Fastenkrippe Mitteleuropas wurde 1712 erbaut und gilt als mechanisches Wunder. Herzstück ist ein Uhrwerk, das mit einem Gewicht an der Außenmauer die Darstellungen vom Rosenkranz über einem heiligen Grab in Bewegung setzt. Die heiligen Gräber sind mit bunten Glaskugeln geschmückt, die mit Öllichtern beleuchtet werden. Dazu kommen Grabwächter, Kreuz und Sonnenrad. Die prächtigste Anlage im Land Salzburg ist das heilige Grab im Kloster St. Peter, das nun über den renovierten "Langen Gang" mit der Wunderkammer des Dommuseums verbunden ist.
Info: Im "Hoagascht" auf Servus TV (Freitag, 19.45, Samstag, 15.05 Uhr) besucht Bertl Göttl den Prior Korbinian Birnbacher im Stift St. Peter und das Passions-Werkl auf dem Philippsberg in Schwanenstadt.