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Essen, trinken, anbandln

Weana Tanz: Dieser Begriff steht in Salzburg für ärgerliche Eigenheiten der Wiener. In der Volksmusik freilich bürgen Weana Tanz für reine Lebensfreude.

Im Westen von Wien hat sich in den Vororten eine Musik erhalten, die älter als 250 Jahre ist. Die Bezeichnung dafür ist Weana Tanz, eine traditionelle Volksmusik, die früher weitum gebräuchlich war. Es handelt sich dabei um instrumentale Vortragsstücke, die sich aus alpenländischen Ländlermelodien entwickelten.

Ähnlich wie der Wiener Dudler, eine Kombination aus Jodeln und Koloraturgesang, der von steirischen und tirolerischen Volkssängern in die Stadt Wien gebracht wurde.

Die berühmtesten Vertreter der Weana Tanz waren die Gebrüder Schrammel. Ihr Denkmal steht am Elterleinplatz in Hernals und die fröhliche Musizierform ist an den alten Spielstätten - im Wirtshaus und beim Heurigen - bis heute lebendig. Auch in unserer Zeit heißen die Interpreten dieser Wiener Musik Schrammeln - ganz gleich, ob sie zu viert, zu dritt oder zu zweit im "Packl" aufspielen. Mit Harmonika, Kontragitarre, Geigen oder Klarinette, dem "picksüaßn Hölzl". Obwohl diese Musizierform mit "Wiener Tänze" umschrieben ist, wurde dazu nie getanzt. Man lauschte vergnügt oder verzückt, genoss einen "Gemischten Satz" und kam sich auch so näher. Anbandeln, essen und trinken lässt es sich zu den Weana Tänzen auch heute noch besonders gut. Dazu muss man ein paar versteckte Buschenschanken in den Weingärten der Großstadt aufspüren oder auch die Beisl und Kaffeehäuser in den Gassen der Vororte besuchen.

Seit vielen Jahren haben sich Prof. Walter Deutsch und der Musikwissenschafter Ernst Weber mit voller Leidenschaft an die Erforschung und Erhaltung der Weana Tanz gemacht. Sie haben zum ersten Mal die Noten der fast vergessenen Musik und die Geschichte der Musikanten auf fast 1000 Seiten aufgeschrieben und so musikantische Kostbarkeiten für zukünftige Generationen erhalten.
■ Im "Hoagascht" auf Servus TV (Freitag, 19.45 Uhr, Samstag, 15.05 Uhr) ist Bertl Göttl auf musikalischer Spurensuche in Wien. Dabei erlebt er die bis heute lebendige Spielpraxis der Weana Tanz im Wiener Volksliedwerk und im Heurigen Hengl-Haselbrunner.