Wenn man so von Zeit zu Zeit einen Flohmarkt besucht und ohne feste Absichten im alten Plunder kramt, bleibt man oft bei mechanischen Spielzeugen hängen.
Manchmal ertönt auch ein altes Grammofon und staunend betrachtet man die ersten mechanischen Meisterleistungen, denen wir die Geburtsstunde der Musikkonserve verdanken.
Am 18. Juli 1877 ersann der Amerikaner Thomas A. Edison ein Gerät zur akustisch-mechanischen Aufnahme und Wiedergabe von Schall: den Phonografen.
Auf geprägten Papierstreifen gespeicherte Texte erzeugten bei einer schnellen Ausführung in der Mechanik des Telegrafen Vibrationen und Töne. Damit war der Vorläufer der Grammofone und Plattenspieler erfunden. Unzählige rare Sammlerstücke finden sich in den "Mechanischen Klangwelten" im Hause Rechberger in Haslach im Mühlviertel.
Erwin Rechberger senior ist 90 Jahre alt, reist mit Sohn Erwin seit einem halben Jahrhundert durch ganz Europa und sucht, kauft und repariert mechanische Musikinstrumente sowie klingendes Spielzeug. Meist finden Vater und Sohn die Sammlerstücke in einem erbärmlichen Zustand, oft auch nur mehr in einzelnen Teilen.
Mit ihrer Vorstellungskraft und dem handwerklichen Können bauen sie die Musikwerke und Figuren wieder zusammen, sind oft wochen- und monatelang beschäftigt, bis Figuren und Werke wieder zu neuem Leben erweckt sind. Bis zum letzten Winkel sind das mittelalterliche Salzherrenhaus und die ehemalige Weberei übervoll mit den seltsamsten mechanischen Sammlerstücken und kuriosen Raritäten. Rund hundert selbst spielende Instrumente, ein riesiges pneumatisch betriebenes Orchestrion, um 1900 gebaut und als einziges weltweit erhalten, spielt mit Klavier, Orgel, Basstrompeten, Trommeln und Tschinellen, ein mechanischer Affe hebt zur Begrüßung den Hut, im nächsten Raum ertönt ein Wiener Flötenwerk mit neun mechanischen Musikern aus der Zeit um 1800, in mechanischen Krippen wird die Flucht nach Ägypten dargestellt und wie von Geisterhand setzt sich eine alte Stummfilmorgel in Bewegung. In der "Mechanischen Klangfabrik", im Zentrum von Haslach, ebenfalls in einer ehemaligen Weberei, sind Objekte ausgestellt, die Erwin Rechberger verkauft hat.
Dort hat man die einzigartigen Instrumente, gemeinsam mit Erwerbungen aus anderen Quellen, nach wissenschaftlichen Kriterien beurteilt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Info: Im "Hoagascht" bei Servus TV (Freitag, 19.45, Samstag, 15.05 Uhr) flötet und surrt es, alles dreht und bewegt sich zu den Klängen mechanischer Musiklaufwerke. Bertl Göttl besucht den ehemaligen St. Florianer Sängerknaben Erwin Rechberger in seiner mechanischen Wunderwelt in Haslach. Die sonntäglichen "Hoagasch"-Raritäten (13 Uhr) erinnern an den legendären bayrischen Erzmusikanten Franzi Schwab.