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Lederne Pracht am Schenkel

Alles neu macht der Mai. Auch in Bezug auf das trachtige Beinkleid. Die "Kurze" hat wieder Saison. So manche Lederne ist ein echtes Kunstwerk.



Nach dem April ist der Mai der erste Monat im Jahreskreis ohne "R".

In frühen Kindertagen Anreiz für barfüßiges Spielen im Freien und das Tragen der kurzen Lederhose. Diese ist in unseren Tagen Mittelpunkt modischer Trachtenkleidung und im Angebot billiger Massenware bis zur kunstvoll bestickten "Handgenähten" ein gern getragenes Kleidungsstück.

Während die ledernen Hosen bis zum 18. Jahrhundert meist naturgelb waren, kennen wir seit gut 100 Jahren auch die "altschwarze" Trachtenhose. Kaiser Franz Josef wurde von der Salzburger Firma Jahn-Markl mit Gamshäuten beliefert und erbat sich, das Leder so zu bearbeiten, dass die neue Hose schon etwas abgetragen wirke. So entstand der Begriff "altschwarz", der im vergangenen Jahrhundert vielfach die Lederhosenfarbe bestimmte. Die kniefreie Latzhose, die durch willkürliche Verkürzung der Hosenbeine entstand, scheint in Salzburg, Tirol und Bayern gleichzeitig erstmals in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf. Das verwendete Material war immer sämisch gegerbtes Wildleder von Hirsch, Gams und Reh. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde für viele Trachtenhosen vielfach die billige "Teufelshaut" (dicker Velvet) oder helles Spaltleder verwendet. Echte Wildlederhosen galten immer als Zeichen des Wohlstandes. Diese zeichnen sich seit jeher durch weiches, anschmiegsames Sämischleder aus. In der Männertracht des 18. Jahrhunderts war es üblich, den Bund der Hosen sehr tief zu tragen. Darüber hat sich vor allem die Hohe Geistlichkeit beschwert und in der Kleiderordnung breite Gürtel gefordert. Sie sollten Bauch und Lende bedecken und das "Pfoadl" züchtig im Zaume halten. In der Sinnkraft und Bedeutung wurde so dem Gürtel die Trennung zwischen dem "sündigen" Unterkörper und dem mit Geist durchfluteten Oberkörper zugewiesen. Dazu kam noch der Schutz für die umgürtete Mitte und eine besondere künstlerische Ausfertigung. Die ältesten Bauchfatschen waren mit Metall beschlagen und verwiesen in ihrer prächtigen Ausstattung auf Stand und Ansehen des Trägers. Im 18. und 19. Jahrhundert übernahm die Federkielstickerei die zauberhafte Auszier, wobei besonders die Pfauen Federn lassen mussten.

Diese farbenprächtigen Vögel waren bei unseren Bauernhäusern stark vertreten.

Aus den Kielen der Deck- und Stützfedern wurden nun die Stickfäden gewonnen und die Ranzen kunstfertig verziert.

Gott sei Dank ist die Zeit obrigkeitlicher Kleiderordnungen vorbei und persönliche Gestaltungsmöglichkeiten bestimmen heute das bunte Bild der Trachtenträger. Trotzdem sollte man jahreszeitliche und festliche Anlässe durch unsere Kleidung unterstreichen und die "Kurze" den sommerlichen Vergnügungen vorbehalten.