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Musik als Mittelpunkt für Leib und Seele

"Die alte Bratlmusi, die hat da Geiz vatriebn, und grad die Ziaharmoni alloan is übrigbliebn!" So schrieb der Ennstaler Musikant und Lehrer Hans W. Moser in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts und beklagte damit das Verklingen des gemeinsamen Musizierens aus eigener Freude und um den Lohn eines Bratls.

Sechzig Jahre später erleben wir einen neuen, ungeahnten Aufschwung, der sich immer wieder beim Volksmusikwettbewerb der "Salzburger Nachrichten" in erfrischender Weise dokumentiert. Im Vordergrund stehen nach wie vor Familie, das gemeinsame Musizieren mit Nachbarn und Verwandten, wobei die augenscheinliche Freude am Nutzen der eigenen Talente Triebfeder der Gemeinschaft ist. Volksmusik war immer Gebrauchsmusik und das Bedürfnis, sich nach der Arbeit in geselliger Runde zusammenzufinden, war seit jeher eine besondere Herausforderung an Musikanten und Sänger.

Von ihnen erwartete man, dass sie zum Gelingen dieser Geselligkeit beitragen. Dazu bestens geeignet sind natürlich die sogenannten Hosensackinstrumente, die vor allem bei Wanderungen oder Almbesuchen Freude bereiten. Mundharmonika und Schwegel, oder das "pfeifende Gänschen", ein originelles Instrument, das wir in der heutigen Spielweise dem Südtiroler Volksmusikanten Franz Kofler verdanken. Dieser baute die Okarina in sein umfangreiches Volksmusikschaffen und damit erstmals in die alpenländische Volksmusik ein. Urzeitliche Völker bliesen schon in einen hohlen Kürbis oder in eine Kokosnuss und veränderten mit gebohrten Löchern die Tonhöhe. Die Indianer Mittelamerikas spielten auf Gefäßflöten in Tierform, in China waren solche in Eiform verbreitet und auch in den Ländern rund ums Mittelmeer griffen Volksmusikanten zu diesem urtümlichen Instrument. Die heute in der Volksmusik gebräuchliche Okarina hat vor etwa 150 Jahren in Italien ihre Gestalt und ihren Namen bekommen. "Okarina" heißt übersetzt "Gänschen" und bezeichnet ein rübenförmiges Ding aus Keramik mit einem Schnabel zum Anblasen. Die heute übliche Form, mit Grifflöchern für alle zehn Finger, stammt aus der kleinen Stadt Budrio in der Emilia Romagna und wurde vom Hobbymusiker und Tonbrenner Giuseppe Donati entwickelt. Er machte um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus den Vogelstimmen-Pfeifen ein melodiefähiges Instrument.