Der jahreszeitliche Festkreis nennt uns nach Christi Himmelfahrt Pfingsten und Fronleichnam.
Feste, die heute noch mit großem Gepränge gefeiert werden. Pfingsten ist das zweitgrößte Fest des Kirchenjahres und erinnert uns an den 50. Tag nach der Auferstehung Jesu, an dem die kirchliche Urgemeinde zusammen mit der Gottesmutter Maria in Jerusalem die von Jesus verheißene Ankunft des Heiligen Geistes erfahren hat. Diese Sendung des Heiligen Geistes wurde auch in der Volkskunst in Form von geschnitzten Tauben nachempfunden. So auch die Lungauer Heiliggeisttauben als heimische Schnitzkunst aus Zirbenholz. Ihren weiten Weg nach Zederhaus im Lungau machten sie durch den "Hengst-Hans", welcher nach dem Ersten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft geriet und dort das Schnitzen dieser Tauben erlernte.
Der 1991 verstorbene "Hengst-Vater" Franz Pfeifenberger hat ihm als kleiner Bub beim Schnitzen zugeschaut und als Hüterbub auf der Alm seine ersten Heiliggeisttauben geschnitzt. Im hohen Alter hat er das Erbe seiner Tochter Hermine Gauglhofer weitergegeben. Auch sie schnitzt in der gleichen Tradition die Taube aus zwei Zirbenholzstücken.
Als Werkzeug benötigt sie einzig und allein ein scharfes Küchenmesser. Die Zirbenhölzer werden grob zugerichtet, eingeschnitten und am Küchenherd in heißem Wasser gekocht. Nach diesem "Weichmachen" entstehen durch Einschneiden und Fächern des Holzes diese schönen Werke der Volkskunst. Die Heiliggeisttauben waren einst europaweit in den unterschiedlichsten Ausführungen verbreitet und hatten in vielen bäuerlichen Stuben ihren Platz im Herrgottswinkel oder in einer Glaskugel über dem Esstisch. Da der aufsteigende Dampf der heißen Suppe von der Glaskugel wieder in die Schüssel zurücktropfte, ergab sich die nicht sehr schmeichelhafte Bezeichnung "Suppnbrunzer"!
In der Verbindung mit der Dult können wir manchmal noch den Ausspruch hören: "Der is aufputzt wia a Pfingstochs" - wobei damit ein besonders "prächtig" gekleidetes Mannsbild gemeint ist. Pfingsten war nämlich früher auch ein Fest der Viehzüchter am Beginn der Weidezeit. Beim Auftrieb auf die Gemeinschaftsweiden und Niederalmen wurde ein Ochse als Leittier der Herde stattlich herausgeputzt und geschmückt - der "Pfingstochs."