Es ist eine Mischform aus Passionssingen und Passionsspiel, das die Zuhörer erwartet. Im dramaturgischen Aufbau ist es mit dem Salzburger Adventsingen von Tobias Reiser vergleichbar.
Der 4. Fastensonntag "Lätare" steht ganz im Zeichen der Vorfreude auf Ostern. Erste Frühlingslieder künden vom ersehnten Ende des Winters und viele Chöre proben die ergreifenden Lieder der Passion.
"Oh Jesus mein Heiland, was hast du gelitten, am Kreuze gestorben, dem Unrecht inmitten, von Menschen gerichtet, verlassen, gequält, vergib uns dein Leiden, die Sünden der Welt." So schreibt Horst Kaltenegger, der Flachgauer Liedschöpfer unserer Tage. Nachweislich wurden schon im Mittelalter Mysterienspiele gestaltet, und in der Hochkultur des Barock wurden unter anderem durch Heinrich Schütz und Johann
Sebastian Bach Oratorien geschaffen, in welchen das Passionsgeschehen mit den Worten der Heiligen Schrift und neu gedichteten Texten zur Liturgie mit Chören, Solisten und Instrumenten dargestellt wurden. Im Salzburger Passionssingen, das morgen, Freitag, 16. März, in der Pfarrkirche Kuchl Premiere hat, stehen wieder die Frauen um Jesu im Zentrum des Spiels. Sie waren in den entscheidenden Situationen "hautnah" dabei, am Kreuzweg, unter dem Kreuz im Moment des Todes und natürlich am leeren Grab. Aus ihrem Blickwinkel lässt sich die Passionsgeschichte besonders eindrucksvoll erzählen und erleben.
Wie geht es einer Mutter, deren Sohn zu Unrecht als Verbrecher verhaftet und verurteilt wird, wie erlebt sie die Zeit zwischen dem rauschenden Einzug in Jerusalem und der grausamen Hinrichtung . . . Eine an Tragik nicht zu überbietende Situation, die sich auch in den "Stabat Mater"-Vertonungen der großen Komponisten wie Vivaldi und Pergolesi und in zahlreichen Volksliedern zum Thema "Christi Mutter stand mit Schmerzen" widerspiegelt.
Neben Teilen aus Vivaldis "Stabat Mater" werden wieder viele Lieder zu hören sein, die aus allerlei alten anonymen Quellen der Volksmusik stammen.
Viele davon sind echte Raritäten. Das Salzburger Passionssingen möchte damit einen Beitrag dazu leisten, dass der große Schatz an Passionsliedern, die in diversen Gesangsbüchern "schlummern", wiederentdeckt und gesungen wird.
Seit 2003 zeichnet der Leiter des Ensembles Tobi Reiser, Josef Radauer, für die stetige Entwicklung dieser Idee verantwortlich.
■ Mitwirkende: Salzburger Dreigesang, Kitzbühler Sänger, Kirchenchor Bischofshofen, Pongauer Bläser, Ensemble Tobi Reiser. Schauspiel: Agnes Wimmer, Susanna Szameit, Andrea Resch, Alfred Kröll, Willi Pilz, Benedikt Helminger
