Unter den Dachfirst gesteckt, hält der Palmzweig böse Gewalten vom Haus fern, ein Zweiglein in die Herdglut geworfen, soll Übel und Gefahr vertreiben und geschluckte Palmkätzchen sogar von Halsschmerzen befreien.
Das Wettergeschehen der vergangenen Tage zeigte uns den auf den April bezogenen Wankelmut mit Sonnenschein und winterlichen "Staubern".
Ein gewohntes Bild in den Tagen um den Palmsonntag. Erste Frühlingslieder künden vom Ende des Winters und viele Chöre im Land proben die ergreifenden Lieder der Passion.
Auch wir Menschen erleben diese Tage und Wochen im Wechselspiel der Gefühle, die von Fastenzeit, Passion und vorösterlicher Freude geprägt sind.
Wie alles im musikalischen Bereich der Volkskultur hat auch die Passion ihre Vorbilder. In Klöstern und Kirchen wurde die Leidensgeschichte in der ältesten Form der Kirchenmusik, dem gregorianischen Choral, meist mit verteilten Rollen gesungen.
Nachweislich wurden schon im Mittelalter Mysterienspiele gestaltet, aus denen später durch Einbeziehung in die Volkskultur ergreifende Volksschauspiele entstanden. Vorerst gilt es jedoch mit dem Palmsonntag an den Einzug Jesu in Jerusalem zu erinnern.
Palmzweige galten in der Antike als Zeichen des Lebens, der Hoffnung und des Sieges und sind darum Attribute der Märtyrer.
In südlichen Ländern weihte man statt der Palmen Ölzweige, in nördlichen Gebieten meist Weidenkätzchen. Natürlich ist damit auch manch Aberglaube verbunden, der als überlieferte Gewohnheit weiterlebt.
Bei Palmbuschen oder Palmstangen gibt es landschaftsgebundene Größen und Formen. Im Lungau und in der benachbarten Steiermark sind oft meterlange Palmstangen bekannt; im Flachgau werden meist mehrere Buschen zusammengebunden und über der Schulter getragen.
Auf jeden Fall ist es ein Vorrecht der Jugend, die Palmbuschen zur Weihe zu tragen, wobei für den "Palmträger" erste Ostereier als Geschenk vorbereitet sind. Palmprozessionen sind seit dem 8. Jahrhundert belegt und in manchen Gegenden mit szenischen Elementen verbunden. Der Ritt auf dem Palmesel, das Mitführen einer lebensgroßen Palmeselgruppe und farbenprächtige Umzüge haben sich trotz erzbischöflicher Verbote im 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit erhalten.
■ Die "Hoagascht"-Folgen bei Servus TV stehen in dieser Woche ganz im Zeichen von zwei Erzmusikanten. Am Freitag (18.15 Uhr) besucht Christina Brunauer den oberösterreichischen Vollblutmusikanten Klaus Karl und in den "Hoagascht Raritäten" am Sonntag (13.30 Uhr) erinnert Bertl Göttl an den vor drei Jahren verstorbenen Andreas Salchegger aus Filzmoos.