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Sonntags wird das Böndl angespannt

Langsam verstummt nun wieder das Geläut der Pferdeschlitten. Viele Bauern pflegen dieses aufwendige Hobby mit Hingabe.

Mit dem Ende der winterlichen Ruhepausen verstummt nun auch das Geläut der Pferdeschlitten. Das hat vor allem in den Gebirgsgauen bäuerliche Winterfreuden begleitet - bei traditionellen Sternfahrten, bei Schlenkerfahrten um Maria Lichtmess, bei sportlichen Gassl- rennen und in größeren Abständen bei aufwendigen Trachtenschlittenfahrten.

Die älteste Schlittenform ist dabei das "Goaßl", benannt nach den geißhornartig aufgebogenen Schlittenkufen. Es ist eine besonders leichte Schlittenform für schmale Winterwege. Bauer und Bäuerin sitzen dabei rittlings hintereinander. Für sonntägliche Ausfahrten wurde das "Böndl" angespannt, ein kleiner Schlitten mit einer Sitzbank, oft kunstvoll geschnitzt und bemalt.

Für größere "Gesellschaften", wie z. B. bei einer Sternfahrt, werden Arbeitsschlitten mit einfachen Mitteln umgerüstet oder sogenannte Kutschen- oder Landauerschlitten für bis zu acht Personen verwendet. Für den Arbeitsbereich gab es einfache Mist- und Heuschlitten, mundartlich "d’Schloapf" sowie Halbschlitten mit Reibsattel zum Holztransport und für schwere Blochfuhren Gfah- oder Langschlitten mit einem "Nachgeher".

Im Mittelpunkt steht dabei immer noch der Noriker, ein kräftiges Kaltblutpferd in den Farben Rappen, Braune, Füchse und Tiger. Obwohl das zeitaufwendige Hobby keinerlei Gewinn verspricht, werden die Pferde mit großem Stolz behütet und für die notwendige Bewegung eingespannt.

Den besonderen Blickfang liefern dabei auch kunstvolle Sattlerarbeiten wie z. B. das "Boanlgschirr", ein mit Kaurimuscheln (Porzellanschnecken) verziertes Kummetgeschirr, das mit den Säumern aus Italien in unsere Gegend kam.

Schlittenfahrten waren und sind aber nicht nur in ländlichen Gesellschaften beliebt, auch am Wiener Hof wurden edle Pferde in prunkvolle Schlitten eingespannt. Bei ausreichender Schneelage veranstalteten der kaiserliche Hof oder Mitglieder des Adels festliche Schlittenfahrten, wobei die Reihenfolge nach dem Rang bei Hof oder durch vorherige Losziehung bestimmt wurde.

Von der Kirche wurden diese adeligen Winterfreuden nicht gern gesehen, da sich Dame und Herr, die meist hintereinander saßen, sehr nahe gekommen sind.

Bedeutende Zeugnisse, wie zum Beispiel den goldenen Rennschlitten der Kaiserin Maria Theresia, finden wir in der Wagenburg in Schönbrunn. Die letzte große Schlittenfahrt mit 33 Prunkschlitten führte 1814 anlässlich des Wiener Kongresses nach Schönbrunn; angeführt von Schlitten mit Kaiser Franz I. von Österreich und Alexander I. von Russland.

■ Im Hoagascht "Prunkschlitten, Goaßl und Böndl" bei Servus TV (Samstag, 15 Uhr, der Freitagtermin fällt der Servus Hockey Night zum Opfer) besucht Bertl Göttl den Pinzgauer Pferdezuchtverein P2, und präsentiert Prunkschlitten von der Wagenburg Schönbrunn.