Um die Wende zum 20. Jahrhundert lebte am Eingang in das Zauchtal bei Altenmarkt eine kinderreiche Bauernfamilie, in die am 15. März des Jahres 1886 als 26. Kind meine Großmutter Rosina Walchhofer hineingeboren wurde. Drei Frauen schenkten dem Vorderwieser Bartholomäus Walchhofer diese große Kinderschar, wobei der "letzte Wurf", wie meine Großmutter scherzhaft sagte, dem "Schönleit Lisei" zu verdanken ist. Bei den seltenen Gelegenheiten, an denen der "Bascht" mit seinen Kindern nach der Kirche ein Wirtshaus besuchte, sagte er mit Stolz: "Dirndl singts den, der dahoam schad is!" Und so klingt dieser Jodler gemeinsam mit dem "Kohlmoaßa", dem "Rastbichl Rüapi sein", dem "Walchauer" und "Küahsuacha" bis in unsere Zeit als volkskulturelles Gütesiegel.
In der Nachkommenschaft der dritten und vierten Generation finden sich neben bekannten Volksliedsängern auch weltmeisterliche Wintersportler, die eng mit der Zauchenseer Skigeschichte verbunden sind. Allen voran Abfahrtsweltmeister Michael Walchhofer und die zurzeit in Sotschi weilenden Snowboardschwestern Claudia und Manuela Riegler.
Familienbewusstsein und Heimatverbundenheit, zwei Philosophien, die nach wie vor im Zauchtal hochgehalten werden, ziehen sich durch die bewegte Vergangenheit. Im April 1962 machten sich Rupert Walchhofer vom Vorderkuchelberg und Bendedikt Scheffer vom Hinterkuchelberg in Altenmarkt mit Tourenski auf den Weg in die Zauch, um im Bereich Rosskopf, Tagweideck und Gamskogel Möglichkeiten für einen Lift zu erkunden. Erste Wintergäste und Mitglieder alpiner Vereine nutzten schon in den 30er-Jahren das herrliche Gelände für Skitouren und einige Almhütten der Altenmarkter, Radstädter und Flachauer Bauern boten erste Möglichkeiten zur Übernachtung.
Auch heute noch verweist Veronika Scheffer, die Geschäftsführerin der Zauchenseer Bergbahnen, auf die enge Verbindung zu den bäuerlichen Familien und meint: "A guater Liftler muass a a guater Bauer sein!" Ihr Vater Benedikt Scheffer, von seinen Freunden "Dikt" genannt, war schon von Jugend an technisch interessiert und ein gefragter Pionier im Seilbahnbau. 1964 wurde die Zauchenseer Liftgesellschaft gegründet und mit dem Unterberg-Schlepplift eine Entwicklung zum weltberühmten Ski- und Weltcuport eingeleitet. Sechs Almbauern und acht Gesellschafter können nun mit Stolz auf 50 erfolgreiche Jahre zurückblicken und mit dem "Zauchenseer", einem Jodler aus der Vorderwies, wird auch das volksmusikalische Vermächtnis in nächste Generationen weitergetragen.
SN-Information: Im wöchentlichen "Hoagascht" bei Servus TV (am Freitag, 19.45, und am Samstag, 15.05 Uhr) kommt es zu einem klingenden Familientreffen der Vorderwieser. Dabei verbinden sich überlieferte Jodler mit den Klängen der Pongauer Geigenmusi und mit interessanten Einblicken in 50 Jahre Zauchenseer Skigeschichte.