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17 + 3 Köche haben den Eurobrei gründlich verdorben

Seit nunmehr einer Woche steht Europa fassungslos vor dem üblen Brei, den die 17 Finanzminister der Eurozone gemeinsam mit den drei sogenannten Experten der Troika angerichtet haben.

Ronald Barazon

Im Widerspruch zu allen Garantien und zu jeder politischen Einsicht wollen sie die zyprischen Einleger schröpfen. Es ist ihnen nicht klarzumachen, dass nun alle europäischen Sparer fürchten, bei der nächsten Krise eines Staates oder eines Bankensystems ihre Guthaben ganz oder teilweise zu verlieren.

Dass das zyprische Parlament den Plan der Eurogruppe verworfen hat, dass Tag für Tag um eine Lösung gerungen wird, dass die Banken in Zypern geschlossen bleiben, all das wird kaum beachtet. Das Signal bleibt - wenn die Minister nicht mehr weiterwissen, dann greifen sie nach dem Spargeld und den sonstigen Einlagen.

Die absurde Idee wird bereits seit Wochen von der deutschen Regierung verfolgt. Der Raubzug wurde zwar vorerst von den meisten anderen Euroländern abgelehnt, aufmerksame Einleger zogen aber prompt Milliarden aus Zypern ab und beobachten nun gelassen die aktuelle Auseinandersetzung. Die Spekulanten erkannten ihre Chance und machten fette Gewinne.

Nun ist die Schwäche des Euro wieder offenkundig, die Rückkehr Zyperns zum Pfund wird eifrig diskutiert, die Skepsis gegenüber Italien und Spanien ist erneut gewachsen und die Märkte erinnern sich, dass Griechenlands Wirtschaft allen Rettungsaktionen zum Trotz in einer katastrophalen Krise steckt. Und von all dem profitieren wieder nur die Spekulanten.

Zypern braucht 17 Mrd. Euro zur Rettung seines Bankensystems, die EU und der IWF wollen nur zehn Mrd. bereitstellen und erwarten den Rest von Zypern. Zusätzliche Staatsschulden erlaubt die EU nicht, Zypern will die lächerlich niedrigen Steuern nicht erhöhen, also sollen die Einleger zahlen. Die Folgen für die Bevölkerung werden mit der zynischen Bemerkung kommentiert, dass den Zyprer recht geschehe, schließlich haben sie die Probleme verursacht. Als ob der Normalbürger Einfluss hätte auf die Geschäfte der Banken. Nachgereicht wird eine sonderbare Rechtsauffassung: Der Großteil der Einlagen komme ohnehin von russischen Oligarchen, da wisse man doch, dass hier Geldwäsche betrieben werde, also könne man getrost abkassieren. Jetzt fürchtet man sich allerdings in Brüssel, dass Moskau Zypern freikauft und zu einem Satelliten mit einem russischen Militärstützpunkt macht.

Ohne Zweifel haben die zyprischen Banken zu hohe Zinsen bezahlt. Die Verluste sind aber in erster Linie auf zwei Faktoren zurückzuführen: auf die verantwortungslose Spekulation, die die EU auch heute noch nicht verbietet, und auf die Ausfälle von Forderungen gegen griechische Schuldner, die im Gefolge der missglückten "Rettung" durch die EU explodiert sind.

Für all das sollen Sparer mit ein paar Tausend Euro Reserve büßen.