Am Ziel angekommen war ihm aber das Wetter hold und auch die Kunden im Vulkanland begegneten dem Salzländer freundlich. Das Wirtshaus bot annehmbare Speisen, die Herberge erwies sich als adrett und so machte das Heimweh der Freude am Reisen Platz.
Die gute Laune währte nicht lang. In der Nacht plagte ihn ein Albtraum. Den ganzen Tag hatte er von unglaublichen Dingen gehört. Die Zusammenlegung von Gemeinden scheint in der grünen Mark an der Tagesordnung zu sein.
Und so begann der Salzburger zu träumen, daheim würde Ähnliches geschehen, das Virus könnte über die Berge wandern und bis an die Salzach vordringen. Er fantasierte von einer riesigen Versammlung, in der allem Anschein nach Wals-Siezenheim, Eugendorf, Hallwang, Grödig und die Stadt Salzburg fusioniert wurden. Unwirklich, ja gespenstisch erschienen ihm Ludwig Bieringer und Heinz Schaden, die einander herzlich umarmten.
Irgendwie verschwamm das Bild, aber dann tauchte ein lächelnder Helmut Mödlhammer auf, auch Johann Strasser geisterte durch das wirre Bild. Die Stimmung erinnerte an Roman Polanskis Film "Tanz der Vampire". Schweißgebadet wachte der Salzburger auf und rührte sich lang nicht.
Was sollte aus Salzburg werden, wenn nicht mehr ein Bürgermeister dem anderen jeden kommunalsteuerträchtigen Betrieb abjagt, wenn die öffentlichen Einrichtungen koordiniert angeboten werden?
Doch die Geschäfte trieben ihn hoch, er musste weiter, nach Wien, in die Haupt- und Residenzstadt. Wie immer fragte er sich, warum er die schönste Stadt der Welt verlassen hatte um die zweitschönste aufzusuchen. Doch die Wiener begegneten ihm ebenfalls mit großer Freundlichkeit und so bezog er guter Dinge sein Hotelzimmer.
Von einem Treffen zum anderen in Wien eilend hatte er oft die U-Bahn benützt und sich rasch an dieses Transportmittel gewöhnt. Im Traum allerdings verlegte er diese Einrichtung nach Salzburg, sah sich unterirdisch von der Riedenburg nach Schallmoos unterwegs, auch von Lehen nach Nonntal gab es plötzlich einen Tunnel.
Entsetzt fuhr er hoch, erneut sah er Salzburgs Identität gefährdet. Was wäre Salzburg ohne den Stau in der Ignaz-Harrer-Straße? Da könnte man ja noch leichter auf die Festspiele verzichten.
In Panik eilte der Salzburger zum Westbahnhof. Keine ruhige Sekunde hatte er auf der Fahrt, musste er doch fürchten, ein gänzlich verändertes Salzburg vorzufinden. Als er aus dem Zug ausstieg, sofort in den Regen kam, weil er nicht das Glück hatte, bei der viel zu kurzen Überdachung des Bahnsteigs anzukommen, wusste er - keine Sorge, Salzburg bleibt Salzburg.
