Diese Veranstaltung möchte er in vier Jahren über die Bühne gehen lassen und erhofft sich von der Ankündigung zwei Vorteile: Die Wähler im Land sollen sich in ihrer EU-Kritik vom Regierungschef verstanden fühlen. Und: Die EU möge ein Klub von Staaten werden, in dem jeder nach Belieben mit- oder nicht mitarbeiten, nach der jeweiligen Laune aus- oder eintreten möge.
Selbstverständlich hagelte es Proteste, in Paris wurde sogar ein roter Teppich bestellt, den man den Briten für den Austritt ausrollen werde. Als besonders unpassend wurde der Termin der Wortspende aus London empfunden: Er fiel mit den Feiern zum 50-jährigen Bestand der deutsch-französischen Freundschaft zusammen, bei dem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sogar ihrem wenig geschätzten Gegenüber François Hollande das Du-Wort reichte. Man erneuerte feierlich das Bekenntnis zum Fundament der EU - zur Achse Paris-Berlin.
Alles war wie immer: Auf dem Kontinent arbeitet man am gemeinsamen Haus Europa und auf der Insel schielen die Briten nach Amerika. Leider ist die Feststellung, es sei alles wie immer, keine gute Nachricht. David Cameron ist nicht der Einzige, der die Bautätigkeit am Haus Europa sabotiert.
Das Wie-immer-Problem Nummer eins besteht in einer ständig wiederholten, sympathischen, aber grundfalschen Parole: Europa bestehe nun einmal aus vielen Ländern und vielen Identitäten, die nur langsam zusammenwachsen könnten. Dieser Prozess dauere lang, Ungeduld sei fehl am Platz. Auch wolle ja niemand die US Europe, also sei dieser Prozess des Zusammenwachsens selbst schon der Erfolg.
Diese liebenswürdige Schönfärberei nimmt nicht zur Kenntnis, dass die Griechenland-Krise die Europaharmonie brutal entzaubert hat: Die Diffamierung eines Staates, eines ganzen europäischen Volkes ging und geht Tausenden locker über die Lippen. Doch es blieb nicht bei Griechenland, und es blieb auch nicht bei der empörenden Verachtung der sogenannten südlichen Randländer.
Als die Deutschen sich im vergangenen Jahr besonderer wirtschaftlicher Erfolge erfreuten, vergaßen sie nicht nur die Probleme, die sie noch vor Kurzem selbst plagten, sie schwangen sich auf das höchste Ross der überheblichen Großartigkeit. In diesem Rausch wurde Frankreich als ein nur wenig besseres Griechenland diffamiert.
Das gefeierte langsame Zusammenwachsen ist leider eine Illusion. Der Kontinent verfällt schon bei kleineren Problemen in den unseligen Nationalismus. In einer größeren Krise, und diese ist nicht auszuschließen, droht der EU der Zerfall, dem man jetzt vorbeugen sollte - mit einer echten Integration, mit dem Bau der ach so von niemandem gewollten US Europe.