Heineken verlegt seine Zentrale für Ost- und Zentraleuropa von Wien nach Amsterdam. Heineken? Na, und? In Österreich ist Heineken eine exotische Biermarke.
Dass die meisten österreichischen Biermarken dem niederländischen Konzern gehören, wird kaum wahrgenommen. Stiegl und Trumer seien mit einigen anderen hier als leuchtende Ausnahmen gefeiert.
Auch, dass Heineken nach der vor einigen Jahren stattgefundenen Übernahme nun traditionelle Strukturen, Marken und Besonderheiten beseitigt, geht unter. Wie auch alle anderen Aktionen, die zum Ausverkauf großer Teile der österreichischen Wirtschaft geführt haben, offenbar niemanden stören.
Es scheint, dass der falsch verstandene Liberalismus den vollständigen Sieg feiert: Tatsächlich glauben zu viele, dass es völlig gleichgültig ist, wem eine Firma gehört, wo die Zentrale angesiedelt ist und wo folglich die Entscheidungen fallen. Das Gegenteil ist der Fall. Nur in der Region, in der die maßgeblichen Direktoren zu Hause sind, ist auch die wirtschaftliche Dynamik zu Hause.
Der Ausverkauf hat in den vergangenen Jahren Österreich wie eine Krankheit befallen, von der Familien, Banken und der Staat gleichermaßen erfasst wurden. Die Folgen sind dramatisch: So sind die Creditanstalt, die Länderbank und die Zentralsparkasse, einst Österreichs führende Banken, als Bank Austria in der krisengeschüttelten, italienischen Unicredit untergegangen.
Der Treppenwitz dabei: Die Bank Austria ist der stärkste Teil der UniCredit. Ohne die geschilderte Ausverkaufskrankheit wäre die Bank Austria die Konzernmutter.
Die österreichischen Papierfabriken sind heute Juwelen in internationalen Konzernen, die österreichische Tabakwirtschaft ist in einem jämmerlichen Reigen von weltweiten Transaktionen untergegangen, Billa wurde zum Filialbetrieb der deutschen Rewe und so weiter und so weiter.
Gegen diese Krankheit gibt es nur den Versuch einer Selbstheilung und diese sollte über den Abschied von Parolen gelingen.
Parole Nummer eins: "Man braucht einen strategischen Partner", der nach der Übernahme alle jene Maßnahmen durchführt, die man selbst auch hätte erledigen können. Wie etwa bei der AUA. Oder die Parole Nummer zwei: "Man muss privatisieren" mit dem Effekt, dass wichtige Betriebe untergehen, wie die Tabakwerke oder die Postsparkasse. Und Nummer drei: "In der Familie geht nichts weiter." Man kann auch eine Familie in Ordnung bringen und einen Welterfolg einfahren, wie das bei Kapsch gelungen ist.
Kein Gegenstand der Abstimmung über das Heer, aber mindestens so entscheidend: Die Bekämpfung der Ausverkaufskrankheit wäre ein Beitrag zur wirtschaftlichen Landesverteidigung.