Jahraus, jahrein trommeln die Romantiker gegen das Wirtschaftswachstum. Ihr Wunsch ist erfüllt: Europa stagniert. Also könnten die Gegner des Wachstums jubeln.
Nun sind Romantiker meist seelenvolle Menschen, die sich nicht freuen, wenn Millionen keinen Arbeitsplatz und keine Zukunftsperspektive haben. Sie jubeln also derzeit sicher nicht, glauben aber eine Lösung zu haben.
Das Wundermittel heißt "Verteilung". Man müsse doch nur die verfügbare Arbeit besser verteilen. Und auch die Gewinne. Und die Reichen besteuern. Auf diese Art käme man zu Wohlstand ohne Wachstum.
Missverständnis Nummer eins: Es gibt kein unendliches Wachstum, auch Bäume wachsen nicht in den Himmel. In der Tat. Nur Bäume, Unternehmen, Menschen sterben. Ohne neue Bäume, neue Unternehmen und vor allem Kinder gibt es keine Zukunft. Wachstum besagt, dass Neues entsteht, solange noch das Alte, das Untergehende existiert.
Missverständnis Nummer zwei: Wachstum würde die Anschaffung eines weiteren Fernsehers, eines zweiten und dritten Autos oder anderer Unsinnigkeiten bedeuten. Tatsächlich bedeutet Wachstum, dass Menschen, die heute 1200 Euro beziehen, morgen über 1300 Euro verfügen können.
Missverständnis Nummer drei: Die Verteilung von Arbeit. Diese funktioniert nicht in einer Wirtschaft, die die Fähigkeiten jedes und jeder Einzelnen fordert. Wenn eine Pflegerin weniger arbeitet, nützt das keiner anderen Pflegerin und schon gar nicht einer arbeitslosen Handelsangestellten. Ein IT-Programmierer, der kürzertritt, schafft keinen Arbeitsplatz für einen Kollegen und auch nicht für einen Werbegrafiker.
Missverständnis Nummer vier: Eine Firma, die Gewinne macht, dürfe keine Kündigungen vornehmen. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen mit ihrer Leistung eine Wertschöpfung erbringen, die ihr Einkommen finanziert. Oder zumindest eine Arbeit verrichten, die diese Perspektive eröffnet. Sind beide Varianten nicht gegeben, würden Löhne und Gehälter zulasten der anderen Beschäftigten bezahlt, zum Schaden des gesamten Unternehmens.
Missverständnis Nummer fünf: Die Bezieher höchster Einkommen müssen zur Kasse gebeten werden, die Vermögen der Reichen sind zu verteilen. Unbestritten ist, dass die Verteilung der Einkommen wie der Vermögen unbefriedigend ist. Eine Korrektur mag gesellschaftspolitisch angebracht sein, eine Wirtschaft ohne Wachstum wird dadurch nicht ermöglicht. Das Volumen der höchsten Einkommen ist zu klein, um die Masse zu entlasten. Vermögen kann man nur ein Mal konfiszieren.
Als Ausweg bietet sich allein das Wachstum an, das zudem vom Rhythmus des Entstehens und Vergehens im Zaum gehalten wird. Auch die anderen Wachstumsfeinde, die Sparmeister in der EU, müssen diese Faktoren zur Kenntnis nehmen, genauso widerwillig wie die Verteilungsromantiker.