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Die Pensionen verhindern vier Prozent Lohnerhöhung

Ronald Barazon

Die staatlich autorisierten Pensionsexperten haben diese Woche ihre übliche Inszenierung abgeliefert: Die Lage sei hoffnungslos, aber nicht ernst. Noch sei das Pensionssystem nicht gefährdet, aber ja, aber in einigen Jahrzehnten . . . Die staatlich nicht autorisierten Pensionsexperten werden weiterhin ohne besondere Konsequenzen den Untergang verkünden. Die Politik kann sich getrost wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen, wie etwa der Frage, wer welches Pöstchen bekommt.

Das Kauderwelsch der Experten verstellt den Blick auf die aktuelle Realität. Wäre das Pensionssystem nicht ein alles verzehrender Moloch, könnte jeder österreichische Arbeitnehmer um vier Prozent mehr Lohn haben. Das sind immerhin über 1000 Euro im Jahr. Also zahlen schon jetzt und nicht erst in Jahrzehnten die Aktiven zu viel für die Pensionen. Zu viel? Davon kann doch angesichts der bescheidenen Bezüge nicht die Rede sein! Doch, die Aktiven zahlen zu viel und die Pensionisten bekommen zu wenig. Eine doppelte Verlustbilanz.

Die Rechnung ist leicht nachvollziehbar. Die mittleren Einkommen der Unselbstständigen betrugen 2007 brutto 23.613 Euro im Jahr. Bis 2012 sind die Löhne und Gehälter im Schnitt auf 25.700 Euro - der genaue Betrag ist noch nicht endgültig ermittelt - gestiegen. Diese Entwicklung entspricht einer bescheidenen Steigerung um 8,8 Prozent.

In dieser Zeit sind die Kosten der Pensionen der Arbeiter und Angestellten, also die Summe der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge sowie der Zuschüsse des Bundes, von 23.519 auf 28.789 Millionen angestiegen. Somit um 22,4 Prozent oder 5270 Millionen.

Nun wäre es nicht unbillig zu verlangen, dass die Aufwendungen für Pensionen parallel zu den Löhnen und Gehältern wachsen. Geht man von dieser Annahme aus, so hätte der Aufwand für Pensionen nur auf 25.589 Millionen steigen dürfen, immerhin noch um beachtliche 2070 Millionen, aber nicht um 5270 Millionen.

Die Differenz von 3200 Millionen würde den Arbeitern und Angestellten verbleiben. Und bei über drei Millionen - die Beamten sind in der gesamten Rechnung nicht berücksichtigt, die Daten beziehen sich nur auf den Bereich des ASVG - sind das über 1000 Euro pro Frau und Mann und Jahr.

In Relation zu dem Medianeinkommen von 25.700 Euro im Jahr entspricht der Betrag eindrucksvollen vier Prozent. Da nimmt sich die mühsam erstrittene Erhöhung von 2,85 Prozent der Metaller bescheiden aus.

Die großen Zahlenspiele der Experten sollten zusammen mit den Prognosen, wie schrecklich denn die Lage im Jahr 2020 oder 2060 sein wird, dem Blick auf die Realität weichen. Weil die Österreicher unbeirrt im Schnitt vor dem 59. Geburtstag in Pension gehen und dann 20 und 30 und mehr Jahre im Ruhestand sind, müssen schon jetzt und nicht erst 2050 die Aktiven auf nennenswerte Einkommen verzichten.