Zum Vergleich: Österreich erwirtschaftet im Jahr ein Sozialprodukt von rund 300 Milliarden Euro. Der Prozess setzt sich in beängstigender Weise fort und erfasst die gesamte Kreditwirtschaft.
Die Kreditinstitute müssen aufgrund von Basel III und anderen Vorschriften in kürzester Zeit das Eigenkapital und die liquide zur Verfügung stehenden Mittel drastisch anheben. Dazu sind sie nur in bescheidenem Umfang in der Lage. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Finanzierungen abzubauen: Eigenkapital und Liquidität sind nicht als fixe Größen definiert, die Positionen werden in Relation zu den Veranlagungen berechnet.
Diese Entwicklung bedeutet eine katastrophale Belastung für die Unternehmen und die privaten Haushalte. Der Bremseffekt für die Wirtschaft ist mindestens so groß wie jener, der sich durch die Sparpolitik ergibt. Allerdings sind die Bankenaufseher nicht von den absurden Kapital- und Liquiditätsregeln abzubringen.
Dies ist besonders in Europa dramatisch, wo die Wirtschaft zu zwei Drittel über Kredite und nur zu einem Drittel über Eigenkapital finanziert ist. In den USA ist die Relation genau umgekehrt, sodass die Abhängigkeit von Krediten deutlich geringer ist. Auch ist man in Amerika bei der Umsetzung der Knebelvorschriften sehr zurückhaltend.
Die Reduktion der Veranlagungen durch die Banken bildet naturgemäß nur eine Seite der Medaille. Die Kreditnehmer und sonstigen Schuldner geraten unter Druck: Sie müssen die Schulden bezahlen; sind sie dazu nicht in der Lage, so bleibt nur der Weg in die Pleite.
Die europäische Wirtschaft ist gezwungen, neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Gelingt dies nicht, so verschärft Basel III die Krise. Alternativen wären aber durchaus gegeben und es ist keineswegs notwendig, dass nun Millionen wie die Kaninchen regungslos auf die Schlange Basel III starren.
Die Mittel, die die Banken nun nicht mehr im gewohnten Umfang anlegen können, sind in überreichem Maß nach wie vor verfügbar. Es gilt Wege zu finden, diese Gelder nicht mehr über Kredite, sondern in anderer Form etwa als Leasing-Finanzierungen produktiv einzusetzen.
Vor allem aber ist Europa gefordert, den immer noch bescheidenen Markt für Beteiligungskapital zu entwickeln: Die Unternehmer werden Miteigentümer zu akzeptieren haben, die Anleger und ihre Betreuer müssen zu Partnern der kapitalwerbenden Firmen werden, die Steuerpolitik ist auf diese Entwicklung abzustellen.
Die Bewältigung von Basel III ist möglich, allerdings nur mit einem für Europa neuen Finanzierungsmarkt.
