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Die Verwechslung von "managen" mit "kündigen"

Angesichts der wachsenden Schwierigkeiten fällt zahlreichen Managern nichts anderes ein, als möglichst vielen Mitarbeitern zu kündigen.

Ronald Barazon

Sie lassen sich dabei von einer vermeintlich zwingenden Logik leiten. Man müsse nur die Kosten mit dem Umsatz in Einklang bringen, also reduzieren, und schon sei das Unternehmen saniert. Diese Überlegung erweist sich in der Praxis aber zumeist als falsch.

Die Krise eines Unternehmens entsteht immer in erster Linie im Verkauf, also im Umsatz: Wenn der Markt das Angebot einer Firma nicht oder nur mehr schleppend annimmt, dann beginnen die Probleme.

Die Umsätze stagnieren oder gehen zurück. Die Preise werden nicht akzeptiert, müssen gesenkt werden und decken folglich die Kosten nicht mehr. An dieser Stelle setzt die fatale Logik ein, dass man nur die Kosten verringern müsse und schon sei die kleine Welt des betreffenden Unternehmens wieder in Ordnung.

Um eine wirksame Sanierung zu erreichen, müsste in erster Linie das Angebot des Unternehmens geändert werden. Allerdings zeigt sich bei vielen Managern, dass sie keine neuen Perspektiven erkennen, also nicht wissen, wie das Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein soll.

Hier machen sich die weiteren Fehler bemerkbar, die das moderne Management plagen. Die These, dass ein Manager jedes beliebige Unternehmen leiten könne, ist weit verbreitet, und so werken vielfach branchenfremde Personen in Spitzenpositionen. Diese mögen zwar das Handwerk der Organisation beherrschen, haben aber keinen persönlichen Zugang zu den Besonderheiten eines Bereichs.

Die Mitarbeiter eines Unternehmens wissen meist sehr gut, wo die Fehler liegen und welche Chancen ungenutzt bleiben. Das beste Rezept für Führungskräfte lautet "fragen, zuhören und wieder fragen und dann selbst entscheiden". Diese Weisheit hat bereits der heilige Benedikt den Äbten seines Ordens mit auf den Weg gegeben, in der klugen Erkenntnis, dass niemand alles sieht und weiß.

Viele Manager fragen nicht, entscheiden aber eifrig. Und Manager, die keinen Bezug zur jeweiligen Branche haben, können auch mit den besten Antworten wenig anfangen, wenn es um die Entwicklung von Perspektiven geht. Dazu ist eine eigene Position erforderlich, die durch die Hinweise und Anregungen der Mitarbeiter geschärft und korrigiert werden muss. Gekündigte Mitarbeiter können keine Hinweise mehr geben.

Nur wenn die künftige Ausrichtung des Unternehmens beschlossen ist, kann die Organisation erneuert werden, ist der Zeitpunkt gekommen, um die Belegschaft neu aufzustellen und sich unter Umständen auch von Mitarbeitern zu trennen.

Wild und gedankenlos in einer bestehenden Struktur zu kündigen beschleunigt nur den Untergang der Firma.