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Diese Regierung liebt Spekulanten und Pfuscher

Politiker werden nicht müde, die Spekulanten zu tadeln, weil sie die Wirtschaftskrise ausgelöst haben. Dieser Vorwurf ist sicher nicht ganz falsch, aber offenkundig nicht ernst gemeint.



Eine beliebte Form der Spekulation besteht im Kauf einer Wohnung oder eines Hauses, in der anschließenden Renovierung des Objekts und dem möglichst raschen und gewinnbringenden Verkauf der Immobilie.

Bislang, also bis zum Spar- und Sanierungspaket 2012, musste man vom Gewinn 50 Prozent abführen, wenn Kauf und Verkauf innerhalb von zehn Jahren erfolgten. Und der rasche Gewinn ist schließlich ein entscheidendes Merkmal der Spekulation.

Künftig sind es nur mehr 25 Prozent, worüber sich die Spekulanten freuen. Allerdings auch 25 Prozent, wenn zwischen dem Kauf und dem Verkauf ein beliebig langer Zeitraum liegt, womit auch Verkäufer von Immobilien zur Kasse gebeten werden, die keine Spekulanten sind.

Diese Aktion ist aber nicht der einzige Liebesbeweis an die Adresse der Spekulanten. Die Regierung kämpft eifrig für eine Finanztransaktionssteuer, die den Spekulanten ihr übles Geschäft verleiden soll.

Gemeint sind die international agierenden Bank- und Fondsmanager, die Milliarden rund um den Globus jagen: Käufe und Verkäufe lösen einander im Minuten-, manchmal sogar im Sekundentakt ab. Diese Transaktionen werden problemlos dem Zugriff der Steuerbehörden entzogen, da bedarf es nur einiger Computer in den zahlreichen Steueroasen auf sonnigen Inseln.

Also werden die Transaktionssteuer nur die privaten Anleger zahlen, die bei ihren Banken Wertpapierdepots unterhalten und bereits jetzt bei jedem Kauf und Verkauf, bei jeder Ausschüttung kräftig löhnen müssen. Man sieht, wem die Liebe der Regierung gilt.

Den schlechten Ruf teilen sich die Spekulanten mit den Pfuschern, wobei diese Bezeichnung nicht aus der schlechten Qualität der Arbeit, sondern aus der mangelnden Steuermoral resultiert: "Brauchen S’ a Rechnung, Chef?" Wortreich empören sich die Vertreter des Staates über diesen Volkssport, der das Steueraufkommen kürzt.

Das Sparpaket 2012 ziert ein ganzes Bündel an Immobiliensteuern, doch werden jene geschont, die "ihr Haus selbst gebaut haben"! Ohne Zweifel leisten viele beim Hausbau einen großen Eigenbeitrag, der Respekt verdient. Aber niemand kommt ohne Hilfe von Professionisten aus.

Wird diese Hilfe korrekt auf Basis einer Mehrwertsteuer-Rechnung bezahlt, dann wird man nicht vom "selbst gebauten" Haus sprechen können, also wird man auch beim Verkauf des Objekts Steuer zahlen müssen. Hat aber der Erbauer "ka Rechnung ’braucht", also die Steuer vermieden, dann kommt er beim Verkauf in den Genuss der Steuerfreiheit für Heimwerker.

Diese Regierung liebt eindeutig Spekulanten und Pfuscher.