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Ein ganz und gar ungehöriger Verdacht

Die neuerdings aufgeflammte Diskussion über die Aufwertung weiterer religiöser Feste zu staatlich anerkannten Feiertagen wird durch überzeugende Kommentare begleitet.

Ronald Barazon

So findet passenderweise eine Untersuchung den Weg in die Medien, die die Bedeutung der Religion im Allgemeinen als Halt und geistige Stütze unterstreicht.

Auch die Toleranz erfährt eine erfreuliche Renaissance. Die Religion im Allgemeinen verdiene die Wertschätzung, nicht eine bestimmte, sagen die Psychologen. Und bauen den aufgeklärten Theologen und Philosophen eine Brücke: Jede Religion sucht auf ihre Weise den Weg zu Gott, den Weg zur Wahrheit, und dieses Streben gilt es zu respektieren. Auch wenn jede Religion für sich in Anspruch nimmt, die wahre Erleuchtung zu haben.

Dem Staatsrecht wird eine aufregende Diskussion gewidmet. Bedeutet nicht die in einer Demokratie selbstverständliche Trennung von Staat und Religion, dass der Staat die gleiche Distanz zu allen im Lande praktizierten Riten halten muss? Vor allem, wenn die traditionell dominierende katholische Religion die Quote verloren hat, die sie de facto, wenn schon nicht de jure, zur Staatsreligion machte? Ist hier nicht der Gleichheitsgrundsatz gefordert?

Betrachtet man diese wunderbare Mischung aus Psychologie, Philosophie, Theologie und Staatsrecht, so kann man nur begeistert das hohe Niveau der hierzulande gepflogenen intellektuellen Auseinandersetzung feiern.

Wenn nicht ein ganz und gar ungehöriger Verdacht diese Begeisterung in den Schmutz eines billigen Zweifels stürzen würde.

Geht es hier nur um Religion und Demokratie oder nicht doch ganz banal um den Versuch, die Zahl der Feiertage in Österreich dramatisch zu steigern?

Schon die Feiertage der Muslime und der Juden würden einen prächtigen Zuwachs an Freizeit bringen, doch wird man im Eifer der Gleichstellung sicher auch andere, überzeugende Gründe für die Vermeidung von Arbeit finden.

Diese Mutmaßung wird noch durch den Umstand verstärkt, dass in der schon jetzt reichlich verfügbaren Freizeit keineswegs ein Massenandrang zu den Gotteshäusern stattfindet. Auch wird kaum je die Abschaffung aller religiös motivierten Feiertage verlangt und den Gläubigen empfohlen, in der Freizeit zu beten und für die Feste Urlaubstage zu nutzen.

In der aktuellen Struktur ist es schwer geworden, weitere Ferien unterzubringen: Von Weihnachten bis nach den Heiligen Drei Königen, im Februar von einer Energiewoche zur anderen, zu Ostern, zu Pfingsten, zu den Mai-Donnerstagen, im Sommer erstarrt das Land. Im Herbst, bis endlich Weihnachten ist, herrscht beinahe Stress, und so kann man nur hoffen, dass die bislang benachteiligten Religionen für diese Periode Feiertage parat haben.

ENTGEGNUNG: Der hier geäußerte schäbige Verdacht ist ohne jeden Zweifel ganz und gar unbegründet.