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Es gibt kein Leben und kein Wachstum ohne Pump

Ronald Barazon

Die Debatte über die Schulden der Staaten begann sinnvoller- und notwendigerweise mit der Kritik an sinnlosen Ausgaben, also an der empörenden Verschwendung und Ineffizienz der öffentlichen Verwaltung. Die öffentliche Verwaltung ist weiter verschwenderisch und ineffizient, die Bekämpfung der Schulden erfolgt über höhere Steuern und Abgaben, die diese Verschwendung finanzieren.

Damit nicht genug. Nun landet die Diskussion bei der Parole "Kein Wachstum auf Pump", also keine Schulden, um das Wachstum zu finanzieren, obwohl Wachstum ohne Pump nicht möglich ist, wie es auch generell kein Leben ohne Pump gibt. Dieser Umstand wird weithin nicht zur Kenntnis genommen, auch wenn er täglich gelebt wird.

Ein Unternehmer, der investiert, braucht in der Regel einen Kredit, um die Anschaffungen zu finanzieren, und kann nur hoffen, dass die Investition den Kredit und alle sonstigen Kosten finanziert. Wachstum auf Pump. Würde man nur investieren, wenn die erforderlichen Mittel vorhanden sind, kämen die meisten Investitionen nicht zustande. Dieses Grundmuster gilt für alle Investitionen.

Eine Familie braucht eine Wohnung und finanziert diese meist mit Krediten, die sie über viele Jahre tilgt. Ohne Kredit keine Wohnung, keine Familie, keine Kinder, keine Zukunft, kein Leben. Wollte man warten, bis die Wohnungswerber das notwendige Geld angespart haben, so wird der Einzug erst gefeiert, wenn die Kinder ausziehen.

In der Schuldendebatte wird auch stets die Verantwortung für die künftigen Generationen strapaziert. Man dürfe den Kindern doch keinen Schuldenberg hinterlassen. Jawohl, wenn der Schuldenberg die Verschwendung und die Ineffizienz finanziert. Die so überzeugend klingende Parole ist grundfalsch, wenn es um Investitionen geht.

Werden mit den Schulden Spitäler, Schulen, Straßen, Kraftwerke, Forschungszentren und andere nützliche Einrichtungen finanziert, die langfristig eine positive Wirkung für die Gesellschaft haben, so gelten andere Regeln. Da mögen die Tilgungen der Schulden getrost über einen längeren Zeitraum erfolgen, da auch die nachfolgenden Generationen davon profitieren.

Womit die Parole von der Verantwortung für die künftigen Generationen als billige Ausrede entlarvt ist. Die aktuelle Gesellschaft hätte die Verantwortung, die aktuellen Probleme zu lösen, also die zahlreichen immer wieder eingemahnten Reformen jetzt und hier durchzuführen, die jetzt stattfindende Verschwendung abzustellen.

Stattdessen plündern die Regierungen die Bürger und die Unternehmen und weigern sich eine Wachstumspolitik zu betreiben, weil man sich doch nicht Wachstum auf Pump erkaufen möchte. Dieses nicht ermöglichte Wachstum ist aber tatsächlich ein Verrat, nicht nur an den künftigen Generationen sondern auch an den gegenwärtigen Zeitgenossen.