Der Schein trügt. Diese Feststellung erntet spontan Zustimmung, da beinahe jeder und jede die Preise als zu hoch und die Nachrichten der Statistiker als gefälscht empfinden. Doch dieses geradezu immerwährende Problem sei hier und heute nicht näher beleuchet.
Einem andere Phänomen soll die Aufmerksamkeit gelten, dem gnadenlosen Gesetz der Teuerung.
In der aktuellen Rezession sind vorerst die Auswirkungen der schwachen Nachfrage zu spüren: Die Firmen versuchen mit niedrigen Preisen oder Rabatten die zögernden Konsumenten zu überzeugen. Auch die Baufirmen machen Zugeständnisse, ebenso die Anbieter von Investitionsgütern. Die niedrige Inflationsrate ist die Folge.
Wie sehen aber die nächsten Etappen aus? Die schrumpfende Nachfrage treibt viele Unternehmen in die Pleite und folglich viele Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit, wodurch die Nachfrage zusätzlich sinkt.
Die Pleitenserie bringt nur scheinbar und, wenn überhaupt, nur kurzfristig einen Nutzen für die überlebenden Konkurrenten. Entscheidend ist die sinkende und immer stärker sinkende Nachfrage. Also sind die Kosten mit immer weniger Waren und Leistungen zu decken, und die teuflische Konsequenz lautet, die einzelnen Waren und Leistungen werden teurer.
Womit sich immer weniger Interessenten die Angebote leisten können, die Nachfrage erneut gedämpft wird und die wirtschaftliche Lage sich zusätzlich verschlechtert.
Firmen im Konkurs und Arbeitnehmer ohne Arbeit sind gleichbedeutend mit weniger Steuern und weniger Sozialversicherungsbeiträgen. Die Folge ist das Bemühen des Staates um zusätzliche Steuern. Schon jetzt sind die Steuern, Abgaben und Beiträge entscheidende Preistreiber, in der Rezession droht eine Verschärfung.
Dass in Österreich im ersten Halbjahr das Aufkommen an Lohnsteuer kräftig gestiegen ist, darf nicht als Zeichen für eine im Gegensatz zum übrigen Europa blühende Konjunktur missverstanden werden. Hier finden nur die hohen Steuersätze ihren Niederschlag, in deren Würgegriff auch bescheidene Löhne und Gehälter geraten, wenn Steigerungen erfolgen.
Wenn also nach mehr Wachstum und einer effizienten Staatsverwaltung gerufen wird, so sind dies keine abstrakten Forderungen, sondern Voraussetzungen, um die vorerst nur scheinbar inexistente Teuerung hintanzuhalten.
Zum Gesetz der Teuerung kommt derzeit noch hinzu, dass in den jungen Industrieländern die Löhne und Steuern und Währungskurse steigen, also auch Textilien und elektronische Geräte und die anderen beliebten Inflationsbremser teurer werden. Fröhlichen Sommerschlussverkauf!
