Die enttäuschten Bürger installieren Ortsvorsteher, die als Pseudobürgermeister dem neuen Bürgermeister das Leben schwer machen.
Das Problem der Kleingemeinden muss zur Kenntnis genommen werden: Wenige Einwohner machen keine ausreichenden Umsätze, um ein Kaufhaus, ein Restaurant, eine Tankstelle, eine Apotheke oder gar einen Arzt zu rechtfertigen. Die Jungen sehen keine Perspektiven und wandern in die Ballungsräume ab. Die Ortschaften veröden. Die Fusion von mehreren schwachen Gemeinden ändert daran nichts.
Die Summe der Probleme, unter denen die Kleingemeinden leiden, ergibt eine Krise des ländlichen Raums. Der Zug zu den großen Städten führt aber zu einer Überforderung der Städte, die auch nicht wünschenswert ist.
Die Lösung würde auf der Hand liegen. In den Vordergrund müsste die Entwicklung der bestehenden kleineren und mittleren Städte rücken. Diese sollten die Träger einer konstruktiven Regionalpolitik sein: Eine ausreichende Zahl von Einwohnern ermöglicht ein umfassendes Angebot an Dienstleistungen in allen Bereichen. Der Standort wäre für die Betriebe attraktiv. Das Interesse an den großen Städten ginge zurück.
Die Entscheidung fällt jetzt: Sollen die Österreicher in den kommenden Jahrzehnten in einigen wenigen Großstädten leben? Bei einem im Übrigen öden ländlichen Raum? Oder will man breit gestreut in den Regionen verankert 200 oder 300 Städte mit jeweils 25.000 bis 30.000 Einwohnern sehen?
Eines zeigt sich schon jetzt. Die Zukunft gehört nicht 2300 Gemeinden. Auch nicht fusionierten Gemeinden, die den Blick auf die gefährdeten kleinen Einheiten verstellen. Diese Tatsache wird nicht zur Kenntnis genommen, weder von den Vertretern der Kleinstgemeinden, die um ihre Unabhängigkeit kämpfen, noch von den Befürwortern der Fusionen, die nur Scheinlösungen betreiben. Man versucht, jede Gemeinde zu bewahren - fusioniert oder unabhängig - und begnügt sich damit, die Abwanderung zu bedauern.
Die Fähigkeit, nachhaltig lebensfähige Strukturen zu schaffen, fehlt aber auch in den Ballungsräumen. Rund um die größeren Städte haben sich die Randgemeinden zu Parasiten entwickelt: Einkaufszentren, Freizeitangebote und günstige Wohnungen sorgen für eine Abwanderung aus den Städten, in denen aber weiter die Infrastruktur genutzt wird. Mit den Menschen wandert auch das Geld und vor allem das Steuergeld ab, das den Städten fehlt.
Hier hat in der Praxis bereits eine Fusion stattgefunden, die aber nicht umgesetzt wird, weil die Gemeinden im sogenannten Speckgürtel ihr Madendasein nicht aufgeben wollen.