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Kleiner Lernerfolg der Schüler im Währungsfonds

Ronald Barazon

Der Internationale Währungsfonds pflegt die Welt regelmäßig mit schulmeisterlichen Meldungen zu überschwemmen. Ein Land nach dem anderen bekommt ungefragt schlechte Noten, die im Wesentlichen immer nur den Spareifer bewerten.

In dieser Woche allerdings geschah etwas Verblüffendes. Der Währungsfonds gab sich selbst Noten und zwar durchwegs Fünfer. In den hehren Hallen des Fonds, wo sonst die Überzeugung herrscht, man habe die wirtschaftspolitische Weisheit gepachtet, hat sich eine Erkenntnis durchgesetzt: Die Methoden, mit denen man versucht hat, Griechenland zu sanieren, waren falsch und daher wirkungslos.

Man sollte meinen, dass dieser Schluss leicht zu ziehen ist, da Griechenland nach drei Jahren Sanierung um 30 Prozent weniger erwirtschaftet als vor der Sanierung. Eine derartige Einsicht ist allerdings selten. Meist wird das falsche Rezept beibehalten und die Dosis erhöht.

Die Erleuchtung, die dem Fonds widerfahren ist, gibt Anlass zu Hoffnung: Die Fehler, die die schwache griechische Wirtschaft vollends in die Katastrophe gestürzt haben, wurden EU-weit gemacht und haben Europa in die aktuelle Rezession getrieben. Die Folge ist eine Rekordarbeitslosigkeit.

Als Optimist könnte man also eine Wende in der Wirtschaftspolitik erwarten. Das Rezept wäre so einfach: Arbeiten statt Parolen zu dreschen, nicht gedankenlos sparen, sondern investieren, um sparsamer zu wirtschaften und sparsamer die Staaten verwalten zu können, forschen, um die Zukunft zu gewinnen.

Außer der schlechten Selbstbenotung des Währungsfonds gibt es allerdings keine entsprechenden Signale. Die EU-Granden sind zwar sichtlich auch unangenehm von den Firmenpleiten und den Arbeitslosenzahlen berührt, kennen aber offenkundig das nahe liegende Rezept nicht.

Wobei anzumerken ist, dass auch der Fonds nur erkannt hat, dass die bisher angewandte Methode falsch ist, aber keine Alternative anbietet.

Mittlerweile hat sich ein neuer Fetisch etabliert, der neben oder anstatt der gedankenlosen Sparkeule für ein wirtschaftspolitisches Instrument gehalten wird: das zinsenlose Geld.

Die Europäische Zentralbank hat diese Woche wieder den Leitzins bei 0,5 Prozent belassen, um die Wirtschaft zu beleben. Nun wird niemand bestreiten, dass man mit billigen Krediten eher investiert als mit teuren. Nur ist der Zinssatz nicht allein bestimmend.

Wenn das Teufelsgebräu aus steigender Arbeitslosigkeit, hohen Steuern, geringeren Staatsaufträgen, Basel-III-
Regeln und einer allgemein schlechten Stimmung für Pessimismus sorgt, nützen auch niedrige Zinsen nichts.

Die Fünfer, die sich der Währungsfonds selbst gegeben hat, sind also nur ein kleiner Lichtblick. Aber in diesen Zeiten konsequent falscher Wirtschaftspolitik in Europa kann man die Botschaft nicht laut genug verbreiten.