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Mai 1809, Juni 1914, März 1938, Juni 2013

Am 21. und 22. Mai 1809 besiegten die österreichischen Truppen unter Erzherzog Karl bei Wien, zwischen Aspern und Essling, die französischen Truppen unter Napoleon.

Ronald Barazon

Die Besiegten flüchteten in die von Gelsen beherrschte Lobau. Karl wollte in einer zweiten Etappe Napoleon vernichten, wurde aber von seinem Bruder Kaiser Franz zurückgehalten. In den folgenden Wochen holte Napoleon ungehindert Hilfe und besiegte die Österreicher am 5. und 6. Juli bei Deutsch-Wagram. Ohne den Zauderer Franz hätte sich Europa das bis 1815 dauernde Blutbad erspart.

Am 12. März 1938 überfiel die deutsche Wehrmacht Österreich und marschierte ungehindert bis Wien. Obwohl die Soldaten schlecht vorbereitet und mangelhaft ausgerüstet waren und der Nachschub nicht funktionierte. Die österreichische Generalität wollte dem Spuk ein rasches Ende bereiten und hätte dies auch leicht geschafft, da zu diesem Zeitpunkt die österreichische Armee weit besser aufgestellt war als die deutsche. Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und Bundespräsident Wilhelm Miklas haben sich aber geweigert, dem Bundesheer einen Einsatzbefehl zu geben. Ohne die beiden Zauderer hätte der Zweite Weltkrieg einen anderen Verlauf genommen.

Im Sommer 1914 verursachte Österreich unter genau umgekehrten Vorzeichen eine globale Katastrophe. Am 28. Juni war der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand von einem serbischen Studenten erschossen worden. Kaiser Franz Josef war, wie üblich, unschlüssig, der Chef der Armee, Conrad von Hötzendorf, drängte aber zum Krieg. Animiert auch vom deutschen Kaiser Wilhelm marschierten die Österreicher in Serbien ein, ohne die verschiedenen Bündnisse zu bedenken, die aus der vermeintlich lokalen Auseinandersetzung einen Weltkrieg machten.

Ausgelöst wurde die Kettenreaktion durch Russland, das sich stets als Schutzmacht Serbiens versteht und im Rahmen der 1904 gebildeten Entente cordiale mit Frankreich und Großbritannien verbündet war. Dieser Gruppierung standen Deutschland und Österreich gegenüber, womit der Weg in den Weltkrieg vorgezeichnet war.

Im Juni 2013 zieht Österreich seine UNO-Soldaten von den Golanhöhen ab. Die Truppe sollte die entmilitarisierte Zone zwischen Syrien und Israel schützen und auf diese Weise einen Krieg zwischen den beiden Ländern verhindern. Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Michael Spindelegger beschlossen den Abzug, weil der seit einigen Monaten in Syrien tobende Bürgerkrieg auch die UNO-Soldaten gefährdet.

Die deklarierte Schutzmacht Syriens ist Russland, die deklarierte Schutzmacht Israels sind die Vereinigten Staaten. Die Pufferzone zwischen den beiden verfeindeten Ländern ist also im globalen Interesse. Österreichs Maßnahme passt zur Weigerung der UNO, die Truppe am Golan wirksam zu bewaffnen und die Zone zu befestigen.