Jetzt hat die grüne Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou im Alleingang mutwillig dieses urbane Juwel vernichtet. Die Erklärungen zeigen deutlich, dass zwei Faktoren bestimmend waren: die totale Unkenntnis der Eigenschaften, die die Mariahilfer Straße ausgezeichnet haben, und der Eifer, Radfahrer nicht als Verkehrsteilnehmer, sondern als Vertreter einer Art Ideologie um jeden Preis zu fördern.
Jetzt ist die Mariahilfer Straße ein sogenannter gemeinsamer autofreier Raum, in dem Fußgänger, Radfahrer, stundenweise Lieferautos und vorerst auch Autobusse kunterbunt ein vermeintlich frohes Treiben veranstalten.
In den umliegenden Bezirken verzweifeln die Autofahrer, die dort wohnen oder etwas zu besorgen haben. Das freut Frau Vassilakou, da der Ärger die Entwöhnung vom Auto fördern soll.
Es ist also an der Zeit, der "alten" Mariahilfer Straße einen Nachruf zu widmen. In der Phase des U-Bahn-Baus war die Straße eine einzige Baustelle. Anschließend wurde die Gelegenheit genützt und erstmals ein Gesamtkonzept für eine Einkaufsstraße von einer Gruppe kreativer Planer entwickelt. Und es bedurfte nicht des Einzugs von Frau Vassilakou in die Wiener Stadtregierung, um zu erkennen: Der Autoverkehr bildet ein zentrales Problem.
Folglich wurde durch die Verengung der Fahrbahn und eine lästige Ampelregelung erreicht, dass Autofahrer die Mariahilfer Straße nach Möglichkeit meiden, aber im Bedarfsfall doch zufahren können. Zahlreiche Parkgaragen sorgen dafür, dass die Kunden das Fahrzeug für den Transport der gekauften Waren doch zur Verfügung haben.
Da die Straße extrem breit ist, verblieben trotz der Fahrbahn großzügige Gehsteige, die als Flaniermeilen vom Publikum angenommen wurden.
In enger Zusammenarbeit mit der Unternehmerschaft wurde in der Mariahilfer Straße eine ausgezeichnet abgestimmte Mischung des Angebots erreicht. Die durch den U-Bahn-Bau vernichtete Einkaufsstraße holte nicht nur den an die Einkaufszentren am Stadtrand verlorenen Umsatz zurück, sondern wurde selbst zu einem der erfolgreichsten Einkaufszentren Österreichs.
Es bestand also eindeutig in der Mariahilfer Straße nicht der geringste Handlungsbedarf. Demgegenüber leiden alle anderen Wiener Einkaufsstraßen unter der Abwanderung der Kunden zu den zahlreichen Shoppingcenters an der Peripherie. Da wäre die Kommunalpolitik gefordert, da könnte Frau Vassilakou ihre Kreativität unter Beweis stellen.
Jetzt besteht vielmehr die Gefahr, dass die Mariahilfer Straße Kunden verliert, weil die Vertreibung der Autos sich als Werbung für die Einkaufszentren am Stadtrand auswirkt.
