Der jüngste Schrei auf dem Parkett der Veranlagungen sind Anleihen, die sieben bis neun Prozent Zinsen im Jahr abwerfen. Diese sensationellen Attraktionen haben, wie könnte es anders sein, einen Pferdefuß.
Die Papiere werden von Banken vergeben und sind als Risikoträger definiert: Entweder sie finanzieren bestimmte Kredite und sind wertlos, wenn die Kredite nicht getilgt werden. Oder sie sind an das Eigenkapital der emittierenden Bank gekoppelt: Sinkt deren Kapital unter einen bestimmten Wert, bekommen die Anleihekäufer nichts oder nur einen Teil zurück.
Hat sich einmal dieses Produkt zum Massenphänomen entwickelt und treten dann die nicht zu vermeidenden Verluste ein, so braucht es keine besondere Fantasie, um sich das allgemeine Weh- und Krisengeschrei auszumalen. Dass der Staat den armen Opfern wird helfen "müssen", ist naheliegend.
Die sonderbare Einrichtung ist die notwendige Konsequenz aus dem Gebräu von absurden Maßnahmen, mit denen die Politik die Finanzkrise erfolglos bekämpft: Basel III erschwert die Kreditvergabe der Banken extrem, also sucht man sich Risikoträger, denen man aber hohe Zinsen zahlen muss. Im Gefolge der Sparpolitik gibt es immer weniger Anleihen von wirtschaftlich starken Staaten, diese zahlen kaum Zinsen und so sind die Anleger auf der Suche nach höheren Renditen. Die großzügige Geldproduktion der Zentralbanken macht aber Geld zur billigen und zinsarmen Massenware.
Angesichts dieser Giftküche verfallen die Finanzexperten auf Auswege. Eine Anleihe, die mit hohen Zinsen die Anleger verführt und der Bank das Risiko abnimmt, muss da als genialer Trick empfunden werden. Dass die Banken Mühe haben werden, die hohen Zinsen zu verdienen, kann die Freude an dem Zauberstück nicht trüben. Irgendeine Spekulation wird schon für wunderbare Gewinne sorgen, aus denen man die Zinsen zahlen kann.
Die Perversion wird überdeutlich, wenn man sich daran erinnert, dass Basel III und die Sparpolitik von den Erfindern für Instrumente zur Stabilisierung der Finanzmärkte gehalten werden. Tatsächlich haben sie den genau gegenteiligen Effekt, sie zwingen die Banken zu gewagten Konstruktionen.
Die halsbrecherischen Kapriolen der Finanzkünstler, die zur Krise geführt haben, sind aus dem Missbrauch einer übertriebenen Freiheit entstanden. Diese grenzenlose Freiheit war ebenso das Produkt einer falschen Politik wie nun das unerträgliche Korsett.
Die Politik scheut die Blamage, die Grundsätze einer soliden Bankbetriebswirtschaft wieder einzuführen, die im Zuge der Deregulierung beseitigt wurden. Also beschließt man irgendwelche Vorschriften, die zwar nichts bringen, aber nicht als Reregulierung verhöhnt werden können und peinlicherweise zu neuen Kunststücken animieren.