Die Zunahme der psychischen Erkrankungen ist in erster Linie eine Folge der Probleme auf dem Arbeitsmarkt und im Privatleben.
Auf dem Arbeitsmarkt ist der sichere Arbeitsplatz mit einer 40-Stunden-Woche, geregelter Freizeit und der Aussicht, nach Jahrzehnten in den Ruhestand zu wechseln, eine Seltenheit geworden. Dominant ist die Notwendigkeit, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen, den Arbeitsplatz oft zu wechseln oder die Selbstständigkeit zu wagen.
Diese Situation ist nur mit der entsprechenden Einstellung zu meistern, die allerdings vielen, zu vielen fehlt. Jetzt rächt sich die jahrzehntelang betriebene Politik des Einlullens. Mit der Illusion der heilen Welt, in der alle abgesichert sind, landet man heute im Burn-out.
Im Privatleben ist die Geborgenheit in einer funktionierenden Familie ebenfalls zur Seltenheit geworden. Das Chaos dominiert. Die Rollen der Frauen wie der Männer, aber auch der Kinder sind einem ständigen Wandel unterworfen. Alle sind gefordert, in diesem unruhigen Umfeld respekt- und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Die Sehnsucht nach den alten Mustern, die oft auch nur eine Scheinwelt bildeten, ist aber aufrecht und lastet schwer auf der Psyche.
Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt werden sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Die privaten Verhältnisse auch nicht. Somit ist ein weiterer Anstieg der psychischen Erkrankungen unvermeidlich. Die üblichen Rezepte helfen wenig: Mehr Urlaub, früher Pensionsantritt, ausgiebige Gespräche und ähnliche Streicheleinheiten schaffen kurzzeitig Linderung, lösen aber das Problem nicht.
Nachhaltig hilfreich ist nur eine Änderung der Grundeinstellung. Der Staat ist keine Versorgungseinrichtung, ein Arbeitsplatz ist keine Lebens- und Pensionsversicherung, die Familie ist kein Hort. Die Botschaften müssen neu formuliert werden: Jede, jeder ist auf sich gestellt, nur die eigene Leistung zählt, es gibt keine Absicherung, die Gesellschaft, der Staat helfen nur im Notfall.
Bei den von der Illusion der Sicherheit geprägten Erwachsenen ist die Umstellung schwierig, sodass die Plage der psychischen Probleme noch lang andauern wird. Verantwortungslos ist aber die Bildungspolitik, die das Einlullen bei den Kindern sogar steigern will. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Initiativen der SPÖ erschreckend.
Die Abschaffung der Noten und die Beseitigung des Wiederholens einer Klasse sind die falschen Signale für das spätere Leben. Die Kinder sollen in einem Traumland schweben, in dem es keine Hindernisse gibt. Um dann in eine Arbeitswelt und ein Privatleben zu stürzen, die nur aus Herausforderungen bestehen.
