SN.AT / Kolumne / Bildsprache / Bildsprache

Lampionparade

Thomas Hofbauer

"Das ist ein Osterhasi, kein Nikolausi. Wenn einer sich einmal in einen Gedanken verrennt, dann ist er ja wie vernagelt." Das Zitat aus dem legendären Sketch des bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt kommt einem in den Sinn, wenn man dieses Bild betrachtet. In dem Sketch kann ein Vater sein Kind partout nicht davon überzeugen, zu welcher Feierlichkeit das gehört, worüber sie sprechen - Nikolausi? Nein, Osterhasi! Und zu welcher Feierlichkeit gehört das, was wir auf diesem Bild sehen?

Eine Parade hat auf der Verkehrsinsel Aufstellung genommen, eine fernöstliche Lampionparade. Angeführt wird sie von einem riesigen Hasen. Der Weihnachtsbaum weiter hinten lenkt die Gedanken auf die Weihnachtszeit. Doch wie passt dieser gigantische Hase in die Zeitreihe? Nur dann, wenn er eigentlich ein Nikolausi sein soll! Aber wie gesagt, wenn man sich einmal in einen Gedanken verrennt ...

Die Figuren folgen nicht dem Hasen, sondern dem Baum, das zeigt sich bei näherer Betrachtung. Der Hase steht am Ende der Reihe und blickt nach hinten. Oder doch nach vorne? Oder einfach nur auf das, was noch kommen wird, was noch im Ungewissen liegt? Im kommenden, dem neuen Jahr, dem Jahr des Hasen, das 2023 nicht nur in China, sondern auch (wie hier) in Südkorea gefeiert wird.