Die Seleção, die Furia Roja, die Équipe Tricolore, die Squadra Azzurra - jede große Fußballnation, ob Brasilien, Spanien, Frankreich oder Italien, hat eine Wortschöpfung, mit der sofort das jeweilige Nationalteam in Verbindung gebracht wird. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich vor vier Jahren nach dem Gewinn des WM-Titels auf den Begriff "Die Mannschaft" festgelegt. Als Synonym dafür, dass man Großes nur gemeinsam, im Zusammenhalt schaffen kann. Bei der WM in Russland war davon nichts zu sehen.
"Die Mannschaft" gibt es nicht mehr, beim 0:2 gegen Südkorea sind elf Einzelakteure kläglich am Aufstieg ins Achtelfinale gescheitert. Elf Spieler, die kein Tempo und keine Dynamik auf den Platz brachten. Denen das gegenseitige Vertrauen und damit auch das Selbstverständnis fehlte, mit dem man 2014 zum vierten WM-Titel durchmarschiert war.
Das Scheitern in der WM-Vorrunde ist historisch, aber hausgemacht. Deutschland zeigte nie wirklich Torgefahr, stattdessen dominierte die Angst vor einem Fehler, die nach und nach im Turnierverlauf durch alle Mannschaftsteile schwappte. Im letzten Angriffsdrittel agierte der Weltmeister viel zu kompliziert, im Mittelfeld zu fehleranfällig. Vor allem aber fehlte es im Spiel der Deutschen an Geschwindigkeit, sowohl mit als auch ohne Ball, wie der Kommentator im TV selbst mit Schrecken feststellte: "Nein, das ist keine Zeitlupe, das sind reale Bilder." Bilder, die eines Weltmeisters nicht würdig waren.