Wir schreiben das Jahr 4351. Nein, das ist kein Logbucheintrag von Raumschiff Enterprise, das ist ein kurzer Exkurs in koreanischer Geschichte, um die Bedeutung des heutigen Tages zu verstehen. 2333 vor Christus stieg Dangun, der Sohn des Himmelsprinzen, aus den Regenwolken herab und gründete Korea, so besagt es zumindest die Sage - deswegen 4351.
Koreas Schicksal hieß von da an Japan. Die Japaner sind quasi die Briten Asiens: ein Volk, das an strengen Teezeremonien und einem verschachtelten Adelssystem festhält und dem die eigene Insel immer zu klein war, was in einem ungehemmten Kolonialisierungsdrang gemündet hat. Die Japaner überfielen mehrmals Korea, doch nie mit solch verheerenden Folgen wie 1910: Man löschte das Kaiserreich Korea aus, gliederte es als Provinz Chosen an Japan an. Männer wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet, Frauen in japanischen Militärbordellen zwangsprostituiert, der letzte Kaiser wurde mit seiner Frau nach Japan verschleppt und mit einer Japanerin zwangsverheiratet. Das jährliche Gedenken Japans an die Generäle, die dafür verantwortlich waren, führt heute noch zu Verstimmungen zwischen beiden Ländern.
Als japanische Provinz schlitterte Korea in den Zweiten Weltkrieg, als Verlierer dieses Kriegs musste man sowjetische und amerikanische Einflusszonen dulden - das führte direkt in den an Grausamkeit kaum zu überbietenden Koreakrieg (1950 bis 1953).
So wurde ein Land in Nord und Süd geteilt, in dem es Tausende Jahre lang keine politische oder gesellschaftliche Unterscheidung zwischen Nord und Süd gab.
Wirklich beeindruckend ist jedoch der Umgang der Koreaner mit der Situation. Wie als vorübergehende Trennung einer Familie sieht man die aktuelle Situation an und viele hoffen, dass sie die Vereinigung noch erleben. Für kaum einen stellt sich dagegen die Frage, ob diese jemals kommt. Auch daran kann man erkennen, welche emotionale Bedeutung der heutige Tag mit der Eröffnung dieser Winterspiele hat, wenn Sportler aus Nord- und Südkorea gemeinsam einmarschieren werden.
Das sind die kurzen und viel zu seltenen Momente, in denen Olympia einen tieferen Sinn bekommt.