Es war in meinem Soziologie-Studium fordernd, aber lehrreich fürs ganze Leben. Im Ungestüm des eigenen Anspruchs an eine Veränderbarkeit von Gesellschaft bewegte ich mich so wie auch mein engeres Umfeld an Studienkolleg:innen lieber in einem Theorienfeld, das uns sympathisch war. In einem Sommercamp arbeiteten wir zu Globalisierungstheorien. Ein Professor, Uwe Schimank, forderte uns heraus. Wir sahen uns Fragestellungen von gesellschaftlicher Bedeutung auch anders an, gemeint: in den Perspektiven und Denkpositionen jener Ansätze, mit denen man aus Diskrepanz mit der eigenen Werte-Welt sicher nichts zu tun haben wollte. Wir wechselten die Perspektiven. Wir stiegen in Rollen ein, sahen durch die "fremden" Augen auf Sachverhalte. Von der anderen Seite.
Die eigene Überzeugung zurückstellen, den Perspektivenwechsel wagen, und dabei auch wahrnehmen, worauf sich diese Ansichten beziehen: Das braucht Anstrengung, lohnt sich, es versachlicht. Für unsere Gegenwart wünschte ich mir das sehr.
Die eigene Überzeugung zurückstellen

BILD: SN/PHOTO BY IVAN ALEKSIC ON UNSPLASH
Symbolbild
