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Dass alles nachlässt, hilft im Moment nichts

Ein guter Plan: Handy mit strikten Nutzungsregeln - leider habe ich etwas übersehen.

Bernhard Flieher

Wenn dir ein Einheimischer rät, den oder jenen Pulverschneehang lieber nicht zu fahren, ist das eine nützliche Info. Dann sollte keiner, der es selbst besser wissen wollte, jammern, wenn er aufwacht in der Intensivstation (sollte er es überhaupt so weit geschafft haben). Aber es gibt auch unnützliche Hinweise. "Das lässt alles nach" - das ist so ein Satz der Unerträglichen, die mit ihrer ganz persönlichen Erfahrung trösten wollen. Jetzt hört Lolinger schon wieder "Atemlos durch die Nacht" und schaut auf dem Smartphone irgendein tanzendes Kinderpaar, das bei der Großen Chance super war. Und ich habe nichts davon, dass Freunde mit älteren Kindern sagen: Das lässt alles wieder nach. Irgendwann vergeht's. Helene Fischer aber raubt mir den Glauben ans Später. Ich will, dass es jetzt aufhört. Jetzt! Und das alles wäre auch nicht passiert, hätte es Lego-Kran oder Carrera-Digital zu Weihnachten gegeben. Aber die verloren das Nachdenkspiel gegen die Idee, dass der Umgang mit einem Smartphone unverzichtbare Kulturtechnik sei, dass Lolinger es lernen soll, dass sie früh genug erkennt, was das Ding kann und was alles man davon definitiv nicht braucht. Und Lolinger folgt unvermutet konsequent sogar den Nutzungsregeln. Da wird die Zeit der Nutzung geregelt; Facebook und anderer Quatsch wird untersagt; ein bisserl spielen, fotografieren WhatsApp oder Video schauen liegen im Plan; es gibt Zeitlimits. Bloß vergessen haben wir eine Festlegung von Untergrenzen der musikalischen Qualität. Aber das wird schon nachlassen, heißt es. Das haben wir bei der EAV aber auch gehört damals in den frühen 1980ern. Nun kenne ich allerdings Leute meines Alters, die sich tatsächlich darüber freuen, dass diese Combo des Halblustigen ein neues Album herausbringt. Kann also sein, dass es nie aufhört.