Das Missverständnis erreichte mich am Markt. Es tue ihr leid, sagt die Frau und stellt sich als "treue Leserin" vor: Sonst sei sie beim Lesen der Kolumne immer meiner Meinung, aber: "Letzthin war ich nicht sicher, ob ich's verstanden habe." Macht nichts, sage ich. Ist eh nichts ärger als die, die immer alles verstehen. Ich verstehe mehr nicht als umgekehrt. Das gilt oft auch beim Schreiben. Zum Beispiel verstehe ich nicht, warum mir Strategen und Nachrenner und PR-Profis der Kandidaten zur Bundespräsidentenwahl dauernd irgendwelche Wahlunterstützerbilder vorführen. Promis tauchen da auf, normale Deppen auch und meistens solche, von denen eh klar ist, auf welcher Seite sie ihr Kreuz tragen. Welche Hilfe soll einem das sein? Aber wahrscheinlich ist es eine heillose Überschätzung unseres Bildungssystems und ein Unterschätzen des Lemminginstinkts, wenn ich meine, dass so ein Promigesicht nichts hilft. Es könnte sich doch, meine ich, jeder selbst ein Bild machen, ohne dass uns fragwürdige Hilfsschauspieler, ehemalige Politgegner oder testosterongesteuerte Atmosphärenhupfer Wahlvorschläge machen (und dabei nebenbei ihre Prominenz aufpolieren). Andererseits rennt die Welt so: Die, die jetzt Partei ergreifen, schlagen uns halt sonst Zuckerlwasser, Parfüm, Klopapier oder Turnschuhe vor. Obwohl: Bei den Turnschuhen ist es wirklich schwer, weil's da so viele gibt. Bei der Wahl? Geh bitte, da sind doch nur zwei im Rennen. So schwer kann das doch nicht sein, einmal selbst zu denken.
Dauernde Versorgung mit Promis
Warum sagen irgendwelche Halbbekannte, wen sie wählen werden?

