SN.AT / Kolumne / Fliehers Journal

Die Schrecken der Jugend und ihr tödliches Ende

Bernhard Flieher

Spock entschwand in unendliche Weiten. Dann gab B. B. King die Gitarre im ewigen Backstage-Bereich ab. Als Winnetou zu Manitu ging, weinte ich. Und als dieser Tage noch Harry Rowohlt starb, der mir (neben tausend anderen Sachen) "Pu der Bär" übersetzt hatte, fehlten mir schon die Tränen. Dafür stieß ich auf dieses Nachruf-Posting: "Spock, Winnetou, Pu-Bär sind also tot. Meine Jugend ist endgültig vorbei." Das unterschreibe ich! Wer Helden begraben muss, begräbt Stück für Stück seine Kindheit. Aber es kam schlimmer und zwar wegen der Schnecken. Sie erinnern sich? Kürzlich bekannte ich an dieser Stelle, Schnecken zu töten, damit der Salat überleben kann, bis ich ihn köpfe und zur Schnitzelbeilage mache. Da schrieb Leserin G., dass ihr das gar nicht gefalle, diese Mordlust, und - jetzt kommt's - dass "zu so einem Umgang mit der Natur natürlich nur ein satter, selbstzufriedener Mensch höheren Alters" fähig sei. So einem, also mir, sei nämlich alles schon wurscht, so einer denke "nicht an die Nachkommenden, sondern nur ans eigene Wohl". Liebe Frau G., Sie haben recht (auch wenn Sie das mit dem höheren Alter ein bisserl übertreiben): Man muss unfassbar alt sein, wenn man selbst gezüchteten, hart verteidigten Salat erntet. Anderseits lese ich immer von einer Generation Y, geboren so Mitte der 1980er, herangewachsen ohne Spock und Winnetou. Von dieser Generation wird berichtet, dass sie sich bewusst ernährt, Häkeln super findet und Marmelade selbst einmacht. Und so, Frau G., bin ich verwirrt, wie da drei Kilo frische Erdbeeren vor mir liegen. Soll ich sie - wie als Kind bei der Oma - mit Staubzucker und Schlag runterhauen oder soll ich schicke, Generation-Y-mäßige Marmelade draus machen? Ich meine nur: Was tät mich jünger machen?