Wenn am Sonntag jemand fragt, an welches Lied vom Song Contest man sich noch erinnern möchte, ist das hinterhältig. Ist ja keine Frage des Mögens, sondern des Könnens. Weil der Song Contest heißt nämlich nur so. In Wien wird bewiesen, dass der Song Contest bloß eine große Bühnenshow ist. Und damit die Show richtig auffällt und das Megaereignis nicht zu sehr von beteiligten Sängerinnen und Sängern beeinträchtigt wird, muss die Bühne riesig sein. Lichtorgeln ballern. Der Boden brennt. Blitze zucken. Ein optisches Gewitter donnert. Die Bühne erfüllt ihre Rolle als Star. Bombastisch. Diese verantwortungsvolle Aufgabe hat dieses Mal die bayerische Firma Osram übernommen. Nicht ganz uneigennützig natürlich.
Da die Glühbirne, immerhin Logo der Firma, tot ist, muss sich Osram auf dem Markt der Beleuchtung neu positionieren. Zum Beispiel will man künftig Riesenevents hightechmäßig ausleuchten. Und was böte eine bessere Verkaufsplattform als der ESC, der seinerseits von glitzernden Klamotten bis zur Toleranz alles als Ware versteht. Also tut Osram Gutes und bewahrt die Welt davor, dass der Sound, der dort als Songs angepriesen werden soll, allzu sehr in den Vordergrund tönt. So ist das Finale gerettet: Fernsehgerät einschalten, Stumm-Funktion aktivieren und sich treiben lassen durch ein immenses Lichtermeer. Denn wie eh und je gilt: Beim ESC gibt's immer mehr zu sehen als zu hören.

