Da wird wieder halbwegs was zerlegt. So etwa im Wert von 600 Millionen Euro. Auf diese Summe kommt ein Experte der deutschen Versicherungswirtschaft beim Ausrechnen der Schadenshöhe aller Teile, die im neuen "James Bond" in die Luft fliegen. Da hatte der Mann bestimmt mehr Spaß gehabt als beim Ausfüllen der Formulare für einen x-beliebigen Auffahrunfall. Überhaupt ist Bond ein uneingeschränktes Vergnügen. Ja gut, es geht gewaltig zu, Männerabenteuerland und Rache und so. Na und? Bond erweist sich als Vorlage zu einem leichteren Umgang mit einer Welt, die uns in ihrer Undurchsichtigkeit ja mehr und mehr abhandenkommt. Eine Welt, die wie die Kulisse eines Kasperltheaters, eines traurigen, dasteht und vor der ängstlich diskutiert wird, ob der Kasperl nicht auch dunkle Seiten hätte. Da ist Bond besser. Keine Diskussionen. Klarer Auftrag. Der aktuelle Bösewicht Christoph Waltz hat die Bedeutung von Bond für die Vereinfachung der Sicht aufs Leben sehr lässig erklärt. Er sagt, so ein Bond-Film sei wie ein Kasperltheater, als solches quasi Fortsetzung des Volkstheaters, archetypisch in den Figuren. Bond, der Kasperl; M als großväterliche, moralische Instanz; ein paar hilfreiche Sepperln, die als Bond-Girls berühmt werden. Und freilich in Personalunion Räuber und Krokodil ein Bösewicht. Und weil das immer so war, ist das eine durch und durch vertrauenerweckende Grundlage. In der Realität erleben wir anderes. Gut? Böse? Das verschwimmt durch die Verkomplizierung der Umstände. In so einer Lage ist ein Bond-Film extrem beruhigend. Gut. Böse. Nichts weiter. Und das für zwölf Euro an der Kinokassa. Von solch günstiger Weisheit sind Lebensberater und Daseinsoptimierer bei Intensiv-Erfahrungswochenenden locker Tausende Euro entfernt. Der gute Bond hingegen hält sich bei der Bewertung der Dinge an ein einfaches System, das auch Kabarettist Sebastian Pufpaff treffend formuliert hat. Wo alles sich auflöse und neue Grenzen wüchsen, wo im PR-Sturm von Kleinstinteressen das Große und Ganze aus den Augen verloren gehe, lohne zur besseren Orientierung ein simpler Selbstversuch, sagt Pufpaff. Egal, wo man ist; egal, wem man begegnet; egal, welche Aufregung einem wieder einmal als neueste Sau und frischeste Weisheit serviert wird: Es reiche ein einfacher Grundsatz, um das Leben leichter werden zu lassen. Nichts zerdenken, sondern das Ganze in bloß zwei Teile trennen: "Es gibt Arschlöcher und es gibt Nicht-Arschlöcher." Das bitte, kann doch jeder verstehen. Und das Beste: Dieser Beitrag zur Entkomplizierungskultur lässt sich in jeder Lebenssituation praktisch anwenden.
Einfach leben mit Bond, dem Kasperl
Eine Entkomplizierung der Lage tut not. Dafür gibt es James Bond.
