Wegen des Egoismus ist es. Und wenn es um die Mütter in meiner Nähe geht, da kenne ich nichts. Da bin ich mir selbst der Nächste, weil alles andere führt bloß zu zwischenmenschlichen Verwerfungen bis zum Beleidigtsein. Solchen Schwierigkeiten zu entkommen - etwa am bevorstehenden Muttertag - ist aber leicht. Man hat ein Kind und es gibt Werkunterricht und Bildnerische Erziehung. Nun soll aber am Werken herumgedoktert werden. Das macht mich ein bisserl verzweifelt. Ich kenn ja unsere Bildungspolitik aus Wahlergebnissen oder aus Gesprächen mit Menschen, deren geopolitische Kenntnis ihnen jedes Recht nimmt, sich zu beschweren, dass angeblich alle US-Bürger Austria mit Australia verwechseln. Aber jetzt gehen die Bildungspolitiker (und -innen) zu weit: Man möchte Technisches und Textiles Werken zusammenlegen. Da wird mit dem Hammer gestrickt. Aber es wird gesellschaftspolitisch argumentiert: Es gehe um die Auflösung traditioneller Rollenbilder, Mädels sollen hämmern, Buben stricken. Dass es um Einsparungen gehen könnte, könnte auch sein. In anderen Fächern lässt man sich das ja gefallen. Da geht's doch nur um Allgemeinwissen. Und wenn man Wahlplakate liest oder Diskussionsrunden hört, ahnt man: Breites Bewusstsein für die Welt (oder gar deren Probleme) wird überbewertet. Aber beim Werken? Da wird's wirklich gefährlich. Da geht's um die Familienidylle. Und bitte, ich bin strikt dagegen, jede Verantwortung im Kampf gegen Verdummung an die Schule abzugeben. Aber diese schon! Ich nämlich kann weder stricken noch zeichnen. Wenn ich eine Blume male, schaut das aus, als seien Wasserfarben in wildem Kampf auf dem Papier verendet. Aber Basteln und Zeichnen sind - neben dem Wissen, wo der nächste Blumenladen ist - Grundbedingung, um den Muttertag wenigstens in den Minuten zwischen Aufstehen und Frühstücken zum Fest werden lassen zu können. Und wenn der Werkunterricht eingeschränkt wird, fürchte ich, dass ich mich künftig um das alles selbst kümmern muss. Jetzt nämlich übernimmt das Lolinger - und zwar mit Begeisterung. Und das ist natürlich falsch. Lolinger ist ein Mädchen, aber sie hat sich für Textiles Werken entschieden. Das, so fürchte ich, geht gar nicht - egal, ob sie das liebt, was sie dort tut. Sie wird einmal eine Frau sein und sollte das Gegenteil von dem tun, was sie mag. Oder so ähnlich halt. Das mit der Auflösung der Rollenbilder ist wirklich ein schöner Ansatz. Und es ist tatsächlich tragisch, dass etwa Buben, die sich fürs Stricken interessieren, diskriminiert werden. Dabei haben die den Trend der Zeit am besten verstanden. Denn der Wind wird rauer im Land. Da kann es nicht schaden, wenn man sich ein paar dicke Socken und ein wärmendes Hauberl häkelt oder einen Fehdehandschuh auch einmal selbst stricken kann. In Heimarbeit, wie sich das gehört. Und mit dem Hammer irgendwo draufhauen, das lernt man sowieso.
Mädels, bitte hämmert!
Es heißt, der Werkunterricht sei bedroht. Das gefährdet die Familienidylle.

