Ich mag es nicht, wenn ein Strafzettel ins Haus flattert, weil ich zu schnell unterwegs war. Zu schnell, was heißt das schon? Ist nicht die ganze Zeit alles zu schnell? Geht sich nicht immer nichts aus? Und was, wenn ich jetzt ganz gach wohin muss . . . Mit dem Ärger über eine Strafe wegen unerlaubter Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fühle ich mich allerdings selten allein. Neuerdings fühle ich mich aber immer alleiner mit der Haltung, dass ich an einer solchen Strafe doch am ehesten selbst schuld sein könnte. Selbst schuld?! Dieses Eingeständnis kommt ein bisserl aus der Mode. Vielleicht liegt es daran, dass in meiner Erinnerung ein "selbst schuld" weit seltener ein Eingeständnis als eine Demütigung ist. Wenn jemandem ein "bist ja söba tschuid" hingeworfen wurde, war das bitterer Spott, böses Auslachen.
Vielleicht ist Uneinsichtigkeit nun die späte Rache der Gedemütigten und die Straße ist ihr Schlachtfeld. Erst recht, wenn es um Geschwindigkeitsbegrenzungen geht. Selten wird ihre Sinnhaftigkeit ergründet. Immer wird kritisiert, dass sie überhaupt da stehen. Viele gehören schon dahin, wo sie stehen. Das ist jetzt vielleicht ein bisserl ein Spielverderben für die PS-Verschleuderer, aber damit kann ich leben. Und wenn dann also eine Tafel steht, ergibt sich eine logische Konsequenz: Kontrolle & Kassieren. Das lässt sich leicht umgehen, hängt allein von der gewählten Geschwindigkeit ab.
"Schleichenden Verfall individueller Freiheit" konstatierte da nun einer - anonym per Posting - wegen der neuen 80er-Beschränkung auf der Autobahn um Salzburg. Das verstehe ich nicht. Freiheit muss man sich ja immer schon erkämpfen und oft muss man dafür auch bezahlen. Und nirgends passieren der Kampf und dieses Bezahlen schneller als auf der Straße: Da haut man sich dann einfach aus ehrlicher Solidarität mit allen Unterdrückten dieser Welt und mit den Geschwindigkeitsbeschränkten nach dem gewohnheitsmäßigen Querparken über einen Behindertenparkplatz hin und wieder mit Tempo 200 auf die linke Spur im Überholverbot über die Stadtumfahrung und raucht sich dabei eine Tschik an, während man am Handy letzte Grüße simst.

