Wenn jetzt in Oberösterreich nur mehr Deutsch gesprochen werden darf, stehen Härtefälle bevor. Ich kenne einige persönlich, andere aus Politdiskussionen im Fernsehen. Ganze Landstriche jedenfalls könnten bei solch einem Deutsch-Diktat verstummen. Auch um die oberösterreichische Landeshymne muss man fürchten. Dabei ist die eine der schönsten Huldigungen für ein "Hoamatland": "Durih's Tal bin i glaffn / Afn Hechl bin ih glegn /Und dein Sunn hat mi trückert, / Wann mih gnetzt hat dein Regn." Mehr lässt sich von Heimat nicht erwarten. Geht dieses Innviertlerische, das etwa die Regeln der Satzstellung zugunsten der Melodie ein bisserl beugt, aber als Deutsch durch? Wenn man's streng nimmt - und es geht um nichts als Strenge -, wird es eng. Auch für so typisch Oberösterreichisches wie "nedda" oder "gö". Essenzielle Bestandteile lokaler und regionaler Sprachvarietäten sind das, quasi Ausdruck einer Minderheit - und gefährlicher und bedrohlicher als eine Minderheit ist heutzutage ja kaum etwas. Im schwarz-blauen Arbeitsübereinkommen nach der Landtagswahl in Oberösterreich wurde deshalb eine kulturelle Hochleistung erfunden: die "Schulsprache Deutsch". Sie soll, heißt es, in den Hausordnungen diverser Bildungseinrichtungen Aufnahme finden. Es wird also eine Pflichtsprache im Pausenhof geben - oder gilt das dann auch in den Foyers der landeigenen Bildungshäuser oder auch in Wirtshäusern, die zweifelsohne Orte der Lebensbildung sind? Und so ein intensiver Umgang mit Deutsch hat schon Vorteile. Wenn zwei Schüler sich in einer Fremdsprache ausmachen, wo sie eine Bombe legen, ist das ja ungleich schwerer herauszufinden, als wenn sie das auf Deutsch erledigen. Und der vorgeschrieben verstärkte Einsatz des Deutschen kommt auch vielen zugute, die - ohne jeden Migrationshintergrund, sondern mit einem Stammbaum zurück bis zu Stifter, Stelzhamer oder der Gründung der örtlichen Raika - mitten in dieser Sprache aufgewachsen sind. Am Stammtisch, im Bus oder in einer Parteizentrale aber hört man das ihrem Gerede oft nur mit großer Mühe an. Bedauernswert sind auf dem Weg zu einem besseren Verständnis nun zunächst aber gar nicht jene, die im Oberösterreichischen zu Deutsch gezwungen werden sollen. Tapfer müssen die sein, die für die Umsetzung dieses Plans nun Hausordnungen verfassen dürfen. In manchen Schulen wird - wegen der Globalisierung - ja durchaus bis zu ein halbes Dutzend Fremdsprachen angeboten. Das wird nur mit Ausnahmegenehmigungen von der Deutschregel aufrechtzuerhalten sein. In Fremdsprachen - das wären Englisch, Latein, Französisch oder auch Arabisch - wird nämlich sehr, sehr oft überhaupt nicht auf Deutsch konversiert.
Überall Deutsch, auch in Englisch
In Oberösterreich muss künftig Deutsch gesprochen werden.

