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Update für den Ahnungslosen

Bernhard Flieher

Der Computer sagt, dass mein Handy nicht mehr mit der aktuellen Version von iTunes verbunden werden kann. Ich möchte das aber gern. Ich will die neue Scheibe von Adele und Altes von Rammstein auf das Handy laden. Adeles Wärme zur Entspannung und Rammstein'sche Härte zum Malträtieren der Beine beim Radfahren durch Graupelschauer. Geht aber nicht und ich muss auskommen mit der Musik, die ich aufs Handy lud, bevor ich auf dem neuesten Stand sein wollte. Ich suche also ein Update, mit dem ich iTunes der - wie sagt der Computer - "erfolgreich abgeschlossenen Aktualisierung" meines Handys anpassen kann. Geht aber nicht. Dafür reiche das Volumen meines Betriebssystems nicht. Ich bräuchte, sagt der Computer, ein neues und bestimmt nicht billiges Betriebssystem (oder gleich einen neuen Laptop). Umgelegt auf eine Welt, die ich technisch auch nicht verstehe, aber zumindest noch halbwegs nachvollziehen kann: Um ein neues Radio im Auto zu installieren, müsste ich den ganzen Motor austauschen. Das kann man doch durchaus für übertrieben halten, ohne deshalb gleich auf einer schwarzen Liste der Konsumfeindlichen zu landen?! Erst recht kann man das, wenn einem vorher keiner was davon gesagt hat. Ich habe das Handy ja nicht aus technischer Gier auf neuen Stand gebracht. Ich tat es, weil die Zermürbungsstrategie, mich dauernd mit dem Hinweis "Es ist eine Softwareaktualisierung vorhanden" zu nerven, erfolgreich war. Kaum schaltete ich ein, hüpfte mir schon ein roter Punkt entgegen, der mir zu sagen schien: Du bist nicht auf dem neuesten Stand! Keiner wies mich allerdings darauf hin, dass der neueste Stand des Handys dessen langjährige Beziehung zum Computer kaputt macht. Also sitze ich jetzt da und muss erkennen, dass ich schlicht überfordert bin von den technischen Möglichkeiten der Welt und vor allem der hinterhältigen Finesse, mit der sie mir angedreht werden. Deshalb jammere ich und leide. Lolinger, die ihre Englischhausübung auf dem Laptop erledigt, sagt, dass ich mit der Jammerei aufhören solle. Die Wahrheit sei, dass ich eben nur schreiben und lesen könne und mich ja auch nichts anderes interessiere. Das reichte aber einmal, um mit der Welt halbwegs mitzukommen, sage ich. Und jetzt reicht's halt nimma, sagt sie.