Die Österreichische Post AG teilte mit, dass wir es "ab sofort in der Hand haben". Schon länger her ist das. Nur hab ich's wieder nicht mitbekommen und wollte neulich das Paket wie üblich aus der Hand geben. Sprich: Packerl abgeben, abwiegen lassen, Porto zahlen. Vor Längerem, als ich das auch tat, wies mich eine freundliche Post-Frau darauf hin, dass es billiger wäre, meine Sendung als Paket zu schicken und nicht als eingeschriebenen Brief. Das ist freundlich. So etwas tut ein Automat nicht. Der Automat verlangt, dass ich weiß, was ich will, auch wenn ich keine Ahnung habe. Heute ist statt der Post-Frau ein Mann da. Auch freundlich, meinte er es wirklich gut mit mir, obwohl er mein Packerl nicht haben will. "Wir haben dafür die SB-Zone", sagt er. Und er wollte mir zeigen, wie das geht, das Selbstmachen in der 24-Stunden-7-Tage-die-Woche-Zone. "Die neuen innovativen Services für den Versand und Empfang von Briefen und Paketen kommen all jenen Kundinnen und Kunden entgegen (. . .)", heißt es nämlich auf der Homepage der Post. Das gilt ja als neue Freiheit: Wir machen uns selbst, wofür einst andere einen bezahlten Job hatten. "Da können Sie alles selbstständig erledigen", sagt der Post-Herr, der es nur gut mit mir meint, schnappt sich das Paket und verschwindet in der SB-Zone, wo keiner redet, sondern Screens betoucht werden. Ich sage zu dem Post-Herrn, dass er mir das gar nicht zeigen muss, weil ich da sowieso nicht hingehe, weil ich lieber mit Leuten rede. Ja, das verstehe er, sagt er, aber es sei doch eine angenehme Sache, wenn man das selbstständig machen kann. Finde ich nicht. Und ich finde auch nicht, dass das mit "selbstständig" etwas zu tun hat. Im Gegenteil: Es geht um erzwungene Mitarbeit.
Die Mitarbeiter seien angehalten, Kundinnen und Kunden auf diese Möglichkeit hinzuweisen, erklärt der Pressesprecher der Post. Gezwungen werde aber niemand. Aber es könnte ja sein, dass sich einmal eine Schlange bilde zu Stoßzeiten und dann könne man beim Selbstbedienungsservice selbst aktiv werden. Mich regt eine Schlange aber gar nicht auf. Das Leben lehrt uns doch, dass es Orte gibt - die Post ist im Prinzip legendär dafür -, an denen es etwas länger dauern kann. Aber dieser Gedanke, dass etwas dauern kann und nicht immer alles sofort passieren muss, ist aus der Mode gekommen. Ich bin gegen eine Mode, die mir weismacht, dass es eine super Gelegenheit ist, um drei Uhr früh ein Paket aufgeben zu können. Ich kenne außerdem kaum jemanden, der jemals um drei Uhr früh zur Post hätte müssen, um einen Brief aufzugeben.