Terror. Attentate. Atemlos durch die Nacht. Schlagertussis hin, Dschihadioten her - die Zivilisation erweist sich trotzdem als Erfolgsprojekt. Im Großen und Ganzen und auch bei den Kleinen. Der Mensch hat einiges zustande gebracht. Zum Beispiel werden die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft nicht mehr so häufig hergedroschen wie in alten Zeiten, sie kriegen warmes Gwand im Winter. Auch müssen sie nicht mehr auf Flur und Feld schuften. Keiner schickt sie mehr sommerlang auf Almen zum Kühe- oder Schafehüten, sondern es gibt spezialisierte Hotels für die Ferien. Wo die Welt sich im Kleinen derart verbessert hat, können nur mehr Unbarmherzige den Fortschritt leugnen. Menschen mögen Unmenschen sein, aber Tiere sind sie nicht mehr, wenn sie endlich die Schwächsten in den Fokus rücken und als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft behandeln. Es ist das Zeitalter der Hyperhumanisierung - und die macht nicht einmal vor den eigenen vier Wänden halt. Dort sitzen die Schwächsten dann vor eigenes für sie kreierten TV-Kanälen. Und weil das Programm rund um die Uhr läuft, können erwachsene Zuständige dann doch auch wieder einmal allein ausgehen. Und sie tun es mit dem guten Gefühl, die Liebsten nicht ganz allein zurücklassen zu müssen. Denn ab nun gibt es den Sender DogTV. Da laufen rund um die Uhr spezielle Sendungen für die Hunderl. Das Programm hält, was andere Sender sich nie zu versprechen wagen: DogTV soll, quasi als Freund, über die Trennung hinwegtrösten. Nun gestehe ich, dass ich die Wichtigkeit dieses Programms für die Schwachen wohl gar nicht richtig einschätzen kann. Ich habe nämlich keinen Hund, sondern bloß ein Kind. Und ich habe einen besten Freund und der ist Mensch, evolutionär auf dem letzten Stand. Er beißt nicht, haart nicht, frisst weder rohes Fleisch noch Trockenfutter; er hat, soweit ich weiß, noch nie auf einen Gehsteig gekackt. Er lebt intelligent genug, um nicht jedem Steckerl oder was ihm eine Autorität hinwirft, hinterherzuhecheln. So ein Glück hat man selten. Viele haben das nicht und bei denen kann's gut sein, dass ein Hund hilft. Und ein TV-Gerät, dieses Anti-Einsam-Medikament, das unsere Welt so viel besser gemacht hat. Darüber kann's mit dem Sendestart von DogTV ja nicht den geringsten Zweifel geben.
Zivilisation, du Hundling!

