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40 Dienstjahre, leitende Funktion, 1300 Euro Pension

Das Beispiel einer SN-Leserin zeigt, wie sich die Einkommensschere im wirklichen Leben einer Österreicherin anfühlt.

Karin Zauner

Eine Leserin der "Salzburger Nachrichten" hat nach einem Leitartikel zum Thema "Frauen sollten wieder lauter werden" in einem sehr persönlichen E-Mail aufgezeigt, was Ungleichheit bei der Verteilung von Einkommen und unbezahlter Arbeit im wirklichen Leben bedeutet. Frau G. hat ihr Studium in Mindestzeit abgeschlossen, zwei Kinder großgezogen, kaum Karenzzeiten gehabt, aber bis zum Ende der Schulpflicht ihrer Kinder Teilzeit gearbeitet, konkret 50 Prozent. Nun hat die Führungskraft im Kulturbetrieb erfahren, wie viel Pension sie bekäme, ginge sie in Pension: 1300 Euro!

Auch um ein paar Euro mehr zu bekommen, wird Frau G. bis 2020 weiterarbeiten und dann 40 Dienstjahre haben. Die 1955 geborene Frau ärgert auch, dass sie zusätzlich durch die Pensionsreform Geld verloren hat. "Nicht nur, dass Frauen durchwegs geringer entlohnt werden und den Großteil der Familienarbeit zu leisten haben, sind es nun auch wieder die Frauen, die unter der (so hochgelobten, vermutlich großteils von männlichen Beamten ausverhandelten) Pensionsreform zu leiden haben", sagt sie.

Es sind Beispiele wie diese, die anschaulich beschreiben, dass Frauen nicht nur bei den Einkommen das Nachsehen haben, sondern auch in der Pension. Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen ist zu einem Teil erklärbar. Doch selbst die liberale Denkfabrik Agenda Austria kommt in einer neuen Studie beim Herausrechnen aller Faktoren wie Teilzeit, Karenz oder Berufswahl auf einen nicht erklärbaren Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern zwischen 3,5 und 11,2 Prozent. Der Unterschied steigt mit der Höhe der Einkommen. Das heißt, Frauen verdienen bei völlig gleichen Lebensläufen, Ausbildungen und Berufen weniger, weil sie schlichtweg Frauen sind. Insgesamt liegt der Gender Pay Gap bei rund 25 Prozent.

Es ist Mode geworden, dass vor allem Männer die Unterschiede damit kleinreden, indem sie sagen, ja klar, wenn Frauen Teilzeit arbeiten, bekommen sie auch weniger bezahlt, auch nach der Teilzeit, denn da fehle ja dann Berufserfahrung. Doch damit darf sich niemand aus der Verantwortung ziehen, die Schere zu schließen. Punkt. Der Vorschlag der Agenda Austria, die Karenzzeit für Mutter und Vater auf jeweils sechs Monate anzusetzen, wobei der Anspruch des Vaters verfällt, wenn er nicht in Karenz geht, mag radikal wirken. Doch er geht in die richtige Richtung. Auch, dass die Agenda das Karenzgeld bei 80 Prozent des Letztgehalts ansetzen und es nach unten und oben begrenzen will, passt dazu.

Wir werden uns um eine Änderung in un serer Gesellschaft nicht länger herumdrücken können, wenn wir wollen, dass Frauen in diesem Land nicht länger systematisch benachteiligt und ihre Leistungen nicht mit Almosen abgespeist und mit Armut verhöhnt werden.
Oder will das etwa jemand nicht?