Nach Vergewaltigungen in Salzburg reagierte die Stadt prompt. Sie setzt auf Information, ermuntert die Frauen mit Anleitungen, sich zu wehren, und gleichzeitig alle Bürger, genauer hinzuschauen und im Fall des Falles zu agieren. Es wurden Trillerpfeifen bestellt und noch heuer soll ein eigener Taxidienst für Frauen starten. Ein telefonischer Begleitschutz, wie ihn Graz bereits hat, ist laut Frauenbüro ebenfalls geplant.
Das alles ist keine Kapitulation vor der Gewalt, sondern es sind die richtigen Mittel, den Gewalttätern die Stirn zu bieten. Das gilt für den öffentlichen Bereich genauso wie für den privaten. Denn bei der Debatte über Gewalt an Frauen wird oft übersehen, dass die meisten Delikte innerhalb der Familie und des Freundeskreises passieren. Sich zu wehren und sich zu rüsten bedeutet für Frauen, dass sie ihre Freiheit sowie ihre Selbstbestimmung schützen. Die Freiheit, sich auch in der Dunkelheit in unserem Land bewegen zu können, wann immer wir wollen. Denn was bezwecken die Täter? Frauen zu erniedrigen, sie klein zu machen, zu verängstigen und sie damit aus öffentlichen Bereichen zu drängen. Die Möglichkeit, etwas gegen Gewalttäter tun zu können, das Bewusstsein, dass andere aufmerksam und solidarisch auf die Sicherheit von Frauen und Männern schauen, stärkt Menschen und bringt sie aus der Opferrolle heraus. Wer Mittel, sinnvolle Werkzeuge und Worte hat, gegen Gewalt aufzutreten, verfällt nicht so schnell in Angststarre und signalisiert möglichen Tätern schon im Vorfeld, das könnte für sie selbst sehr gefährlich werden.
Sich zu wehren funktioniert auf vielen Ebenen der Gewalt: Bei sprachlichen Übergriffen von Politikern oder im Netz zum Beispiel durch Demonstrationen oder durch Initiativen wie jener in Süd-Amerika, bei der Frauen Hasstexte gegen Frauen auf Plakaten in der Wohnortnähe der Täter affichieren, ohne die Verfasser namentlich an den Pranger zu stellen. Doch allein dass diese mit ihren Schandschriften konfrontiert werden und wissen, dass sie entlarvt sind, hält viele von ihrem Tun ab.
Auch Demonstrationen wie in den USA gegen die herabwürdigenden Sager von Donald Trump haben Wirkung gezeigt. In Nordeuropa ist laut einer Untersuchung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte die Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen höher als in der übrigen EU. Das bedeutet aber nicht, dass in Dänemark, Finnland und Schweden tatsächlich mehr Übergriffe auf Frauen stattfinden, sondern dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen, das Wissen und die Stimmung im Land derart gestaltet sind, dass Mädchen und Frauen sich mehr trauen, Übergriffe zu melden, als in anderen Ländern.
Das Frauenbüro der Stadt Salzburg hat nach den jüngsten Übergriffen so reagiert, wie sich Bürgerinnen und Bürger das wünschen können. Statt nur die Situation zu beklagen, bietet es auf verschiedenen Ebenen Lösungsmöglichkeiten an und fordert die Menschen zum Handeln auf. Das ist Bürgerinnen-Nähe!

