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Die Machowelt Skiverband hat Risse bekommen

Die Skirennläuferin Anna Fenninger hat sich gegen den mächtigen Peter Schröcksnadel aufgelehnt und etwas aufgezeigt.

Karin Zauner

Skisportlerin Anna Fenninger hat etwas gewagt, was bis dahin niemand gewagt hatte. Sie hat den Österreichischen Skiverband und dessen mächtigen Präsidenten Peter Schröcksnadel scharf kritisiert. Unter anderem warf ihm die Ausnahmeathletin Frauenfeindlichkeit vor. Etwas, das im Skizirkus übrigens ein offenes Geheimnis ist. Dazu zählt, dass der Herr Präsident es nicht duldet, dass eine Skifahrerin mehr verdient als ein Skifahrer. Dabei könnte man ihm die Frage auch anders stellen. Warum verdient Lindsey Vonn mehr als unsere besten männlichen Skifahrer? Warum versagt hier der mächtigste Skiverband der Welt so kläglich?

Anna Fenninger kämpft seit Jahren darum, dass sie im Skizirkus die gleichen Rechte bekommt wie ihre männlichen Kollegen im Österreichischen Skiverband. Doch Frauen werden hier als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Das beginnt bei Journalistinnen, die zum Einstand in den Zirkus von Verbandsmitarbeitern zum "Preisschnackseln" eingeladen werden, zieht sich über jenes haarsträubende Detail, wonach der Skiverband bei der Weltmeisterschaft in Vail auf die alte und gesetzlich nicht mehr gültige Nationalhymnen-Version ohne Töchter bestand, und endet damit, dass sich die 26-jährige Fenninger, wenn Fernsehkameras in Sicht sind, gegen ihren Willen von einem Präsidenten abbusseln und herzen lassen muss. Man stelle sich so etwas in einem Unternehmen vor!

Das Gerede des Skiverbands, dass sich die Athleten gefälligst an die Regeln halten müssen, weil sie nur durch den Verband groß geworden sind, ist im Fall Fenninger hanebüchen. Längst hat sie dem Verband seine Ausgaben mehr als hereingespielt. Juristen sprechen davon, dass der Österreichische Skiverband seinen Athleten Knebelverträge aufzwingt. Doch es fehlt an Entscheidungen von Gerichten und Kartellbehörden, die die marktbeherrschende Stellung durch Sportverbände feststellen. Es ist einer Athletin inmitten ihrer Karriere nicht zu verdenken, dass sie diese gerichtliche Klärung nicht herbeiführt. Denn das würde das sichere Karriereende bedeuten. Anna Fenninger hat viel riskiert. Jetzt steht das Bild einer Frau im Raum, die klein beigibt, sich beim Präsidenten entschuldigt, künftig brav sein soll - und deshalb weiter Ski fahren darf.

Alles klar in der Machowelt des Peter Schröcksnadel? Nicht ganz. Er hat erkannt, dass im Jahr 2015 die Macht dort endet, wo man Frauenfeindlichkeit nicht nur lebt, sondern sie auch noch öffentlich verteidigt. So sagt Schröcksnadel nun, dass es gut wäre, künftig auch Trainerinnen zu haben, weil sie die Sprache der Athletinnen vielleicht besser verstehen könnten. Ein Erfolg für Fenninger und den Sport.

In Wahrheit geht es aber nicht um die Sprache von Frauen, sondern um die Sprache eines Herrenclubs namens Skiverband, die geändert werden muss. Nicht weil die Frauen sie nicht verstehen, sondern weil sie einfach keine Lust mehr darauf haben, sie zu sprechen.