Angela Merkel steht am Fenster, eine junge Frau kommt ins Zimmer, umarmt die deutsche Kanzlerin und küsst sie zärtlich auf den Nacken. Aus dem Off ist eine Stimme zu hören, dass für die Homo-Ehe mit deutlicher Mehrheit von 62 Prozent gestimmt wurde, was sich auf das jüngste Referendum zur Homo-Ehe in Irland bezieht. Ist Angela Merkel lesbisch?
Wohl nicht. Das Berliner Lesbenmagazin "Straight" hat für den Werbespot für ihre erste Ausgabe ein Double engagiert, das der deutschen Kanzlerin verblüffend ähnelt. Die Darstellung Merkels als Lesbe ist besonders pikant, weil sie mehrfach ausgedrückt hat, dass es für sie bei der Gleichstellung von Heterosexuellen und Homosexuellen eine Grenze gibt.
Zuletzt hat Merkel dies im Interview mit YouTube-Star Florian Mundt auf seinem YouTube-Kanal "LeFloid" bekräftigt. Da antwortete sie auf die Fragen nach gleichgeschlechtlicher Ehe, sie sei "sehr stark dafür, dass wir alle Diskriminierungen abbauen". Da habe man auch viel geschafft. "Für mich persönlich ist Ehe das Zusammenleben von Mann und Frau. Das ist meine Vorstellung, aber ich bin für eingetragene Partnerschaften, ich bin dafür, dass wir im Steuerrecht keine Diskriminierung haben, und wo immer wir noch Diskriminierungen finden, werden wir die auch weiter abbauen." Der junge YouTuber konterte, ob das nicht "im Prinzip ein bisschen auch Wortklauberei" sei, etwas schaffen zu wollen, das gleich ist, aber nicht gleich benannt wird. Man kann es ihm nicht verdenken und auch nicht seiner jungen Fangemeinde, dass sie mit diesen unklaren Antworten nichts anfangen können. Was soll man davon halten, wenn Merkel sagt, "ich möchte keine Diskriminierung und eine mögliche Gleichstellung, aber mache dann eben an einer Stelle einen Unterschied, da haben Sie recht, und darüber gibt es halt in der Gesellschaft unterschiedliche Meinungen, selbst bei mir in der Partei, in der CDU, gibt es unterschiedliche Meinungen, in der Regierung gibt es unterschiedliche Meinungen. Das muss man eine Weile dann einfach auch aushalten."
Das heißt übersetzt wohl, dass Frau Merkel davon ausgeht, dass irgendwann Ehe Ehe sein wird, egal, welches Geschlecht die Partner haben, aber derzeit seien noch zu viele ihrer Parteifreunde nicht so weit. Also wird ausgehalten und abgewartet. Im Aushaltenkönnen ist Frau Merkel erwiesenermaßen exzellent und damit oft auch erfolgreich. Und so äußert sie sich auch nicht zu dem satirischen Werbespot, in dem sie als Lesbe dargestellt wird. Wer bei einem derart brisanten Thema so uneindeutig bleibt, darf nicht wehleidig sein. Denn Diskriminierung so umschreiben zu wollen, man diskriminiere nicht, sondern mache nur einen Unterschied, betreibt dreiste Schönfärberei.

